US-Behörden: "Auch bei uns wird es Tote geben"

In der St. Francis-Schule im New Yorker Stadtteil Queens blieben gestern die Klassenräume geschlossen. Stattdessen setzten Dutzende Angestellte mit Mundschutz das fort, was sie am Wochenende begonnen hatten: Das Schulgebäude mit Desinfektionsmitteln gründlich zu reinigen

 Thermische Scanner, die die Körpertemperatur eines ankommenden Passagiers überprüfen, um Fieberfälle festzustellen, werden derzeit an vielen asiatischen Flughäfen eingesetzt, wie hier am internationalen Flughafen Narita in Japan. An großen deutschen Flughäfen wie Frankfurt, Düsseldorf oder München gibt es sie (noch) nicht. Foto: dpa

Thermische Scanner, die die Körpertemperatur eines ankommenden Passagiers überprüfen, um Fieberfälle festzustellen, werden derzeit an vielen asiatischen Flughäfen eingesetzt, wie hier am internationalen Flughafen Narita in Japan. An großen deutschen Flughäfen wie Frankfurt, Düsseldorf oder München gibt es sie (noch) nicht. Foto: dpa

In der St. Francis-Schule im New Yorker Stadtteil Queens blieben gestern die Klassenräume geschlossen. Stattdessen setzten Dutzende Angestellte mit Mundschutz das fort, was sie am Wochenende begonnen hatten: Das Schulgebäude mit Desinfektionsmitteln gründlich zu reinigen. Acht Schüler sind hier mit dem Schweinegrippe-Virus diagnostiziert worden, mehr als 140 zeigen bereits ähnliche Krankheitssymptome. Ein Teil der Schüler war erst kürzlich aus dem mexikanischen Badeort Cancun zurückgekehrt, ein Osterurlaub mit Folgen. "Wir müssen jetzt auf Nummer sicher gehen," sagt der Chef der New Yorker Gesundheitsbehörde, Thomas Frieden, während Bürgermeister Michael Bloomberg allen Bürgern mit Erkältungs-Erscheinungen empfiehlt: "Bleibt im Haus, geht nicht vor die Tür."

In der Millionenstadt New York könnten sich, so fürchten Experten, zehntausende Bürger in kürzester Zeit mit dem gefährlichen Virus identifizieren. Noch halten sich die Krankheitszahlen in überschaubaren Grenzen - doch die US-Gesundheitsbehörden rechnen intern offenbar mit dem Schlimmsten.

Grippe als nationales Risiko

Am Sonntagabend erklärten Vertreter der Heimatschutz-Behörde die Schweinegrippe zum nationalen Risiko, nachdem Erkrankungen in fünf Bundesstaaten bestätigt wurden - "gottlob bisher alles leichte Fälle", so ein Behördensprecher. Reisende aus Ländern mit bestätigten Schweinegrippe-Fällen müssen sich seit gestern auf Befragungen oder bei konkreten Verdachtsfällen sogar auf medizinische Tests wie einer Gewebeprobe aus dem Hals oder Fieber-Messungen bei der Einreise in die USA einstellen. An Grenzübergängen zu Mexiko nahe der Stadt San Diego in Kalifornien stellten gestern US-Beamte eilig große Schilder mit der Warnung auf: "Bedeckt den Mund wenn ihr hustet!" Vor allem die Nähe zu Mexiko bereitet den Gesundheitsschützern große Sorgen. Dort gab es bis gestern nachmittag 103 bestätigte Todesfälle und mehr als 1600 Erkrankungen - vor allem unter bis dahin gesunden 20- bis 40jährigen. "Auch bei uns wird es Tote geben," prophezeite gestern Dr. Anne Schuchat vom "Center for Disease Control" (CDC) in den USA, das sich der Abwehr von Infektionskrankheiten widmet und derzeit 12 Millionen Einheiten des Grippemittels "Tamiflu" an besonders gefährdete Bundesstaaten ausliefert.

Mancherorts zeigen sich bereits erste Anzeichen von Panikstimmung. Nachdem gestern die Verwaltung der texanischen Stadt Cibolo alle Schulen, öffentliche Parks und die örtliche Bücherei für zunächst eine Woche schloß, waren in den Drogerien und Supermärkten des Ortes in kürzester Zeit alle verfügbaren Schutzmasken ausverkauft. Bisher gab es in Cibolo zwei bestätigte Fälle von Schweinegrippe, doch Mediziner berichten bereits von Dutzenden Verdachtsfällen von Patienten mit den typischen Symptomen. Auch in Kalifornien, das ebenso wie Texas eine lange Grenze zu Mexiko hat, sowie Kansas, South Carolina und Ohio blieben gestern erstmals Schulen geschlossen. Auf dem Internationalen Flughafen von Los Angeles, auf dem auch zahlreiche Flüge aus Mexiko eintreffen, waren gestern zahlreiche Reisende mit Mundschutz-Masken zu sehen. Wer derzeit eine Reise nach Mexiko geplant hat, dem wird zumindest von US-Fluggesellschaften eine Absage erleichtert: Alle großen Airlines verkündeten am Wochenende, auf Gebühren für eine Umuchung oder Ticket-Stornierung zu verzichten. Die Warnung der EU-Kommission vor Reisen in die USA wurde gestern allerdings von einem CDC-Sprecher kritisiert: Dies halte man angesichts der bisher stark begrenzten Fälle für überzogen.

 Die klassische Schweinegrippe ist ein Influenza-A-Virus vom Subtyp H1N1. Ob der aktuelle Virus vom Schwein ausgeht, ist noch nicht bewiesen. Die Mikroskopaufnahme zeigt eine Variante von 1976. Foto: dpa

Die klassische Schweinegrippe ist ein Influenza-A-Virus vom Subtyp H1N1. Ob der aktuelle Virus vom Schwein ausgeht, ist noch nicht bewiesen. Die Mikroskopaufnahme zeigt eine Variante von 1976. Foto: dpa

 Thermische Scanner, die die Körpertemperatur eines ankommenden Passagiers überprüfen, um Fieberfälle festzustellen, werden derzeit an vielen asiatischen Flughäfen eingesetzt, wie hier am internationalen Flughafen Narita in Japan. An großen deutschen Flughäfen wie Frankfurt, Düsseldorf oder München gibt es sie (noch) nicht. Foto: dpa

Thermische Scanner, die die Körpertemperatur eines ankommenden Passagiers überprüfen, um Fieberfälle festzustellen, werden derzeit an vielen asiatischen Flughäfen eingesetzt, wie hier am internationalen Flughafen Narita in Japan. An großen deutschen Flughäfen wie Frankfurt, Düsseldorf oder München gibt es sie (noch) nicht. Foto: dpa

 Die klassische Schweinegrippe ist ein Influenza-A-Virus vom Subtyp H1N1. Ob der aktuelle Virus vom Schwein ausgeht, ist noch nicht bewiesen. Die Mikroskopaufnahme zeigt eine Variante von 1976. Foto: dpa

Die klassische Schweinegrippe ist ein Influenza-A-Virus vom Subtyp H1N1. Ob der aktuelle Virus vom Schwein ausgeht, ist noch nicht bewiesen. Die Mikroskopaufnahme zeigt eine Variante von 1976. Foto: dpa

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