Tornado in Paderborn Unwetter verwüstet Paderborn, 43 Menschen wurden verletzt – Entwarnung im Saarland (mit Video)

Update · Starkregen und Gewitter verletzen Dutzende und bringen schwere Schäden. Schuld ist ein Tief namens „Emmelinde“. Vor allem Nordrhein-Westfalen wurde stark getroffen. Im Saarland hatte sich die Lage bereits am Abend entschärft.

Tornado wütet in Paderborn – Unwetter zieht über Deutschland
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Tornado wütet in Paderborn – Unwetter zieht über Deutschland

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Foto: dpa/Lino Mirgeler

Update nach der Pressekonferenz in Paderborn:

Bei dem Tornado in Paderborn hat es am Freitag nach Angaben der Stadt 13 Schwerverletzte gegeben - darunter eine Schwerstverletzte. Insgesamt seien es 43 Verletzte, sagte am Samstag Bürgermeister Michael Dreier (CDU) bei einer Pressekonferenz. Über 400 Einsatzkräfte seien unterwegs gewesen.

Update am Morgen: Nur noch leichte Gewitter am Samstag

Am Samstag sollte das Gewittertief nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ostwärts über Mecklenburg-Vorpommern abziehen. In den nächsten 24 Stunden werden im Saarland keine warnwürdigen Wettererscheinungen erwartet. Die Menschen im Nordosten können sich auf einen Wechsel aus Sonne und Wolken einstellen und auch im Südwesten soll es sonnig, jedoch nicht mehr so warm wie bisher werden.

Die Unwetter haben in Teilen Deutschlands schwere Schäden verursacht. Betroffen war vor allem das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen. Allein in Paderborn wurden laut Polizei 43 Menschen verletzt. Einige von ihnen schwer, wie ein Polizeisprecher am Samstagmorgen sagte. Der Deutsche Wetterdienst bestätigte drei Tornados. Demnach traten in Paderborn, Lippstadt und in Lütmarsen, einem Ortsteil der Stadt Höxter, diese eindrucksvollen Wirbelstürme auf, bei denen aus einer Gewitterwolke ein rüsselartiger Wolkenschlauch bis in Bodennähe reicht. Es stünden umfangreiche Aufräumarbeiten an, sagte der Polizeisprecher in Paderborn. Lose Dachziegel, umgestürzte Baugerüste und Äste, die in Fenster gekracht seien, beschrieb der Polizeisprecher die Schäden vom Freitagabend. In Lippstadt meldete die Feuerwehr gar einen mutmaßlichen Tornado, der schwere Schäden angerichtet habe. Es gebe zerstörte Dächer und umgestürzte Bäume im gesamten Stadtgebiet. In Paderborn war die Rede von Millionenschäden, etwa in einem Gewerbegebiet.

Im Mittelfranken in Bayern wurden während des dortigen Unwetters 14 Menschen beim Einsturz einer Holzhütte verletzt, darunter mehrere Kinder. Das Unglück ereignete sich am Freitagabend in Spalt (Landkreis Roth) nahe dem Großen Brombachsee. Einer Polizeisprecherin zufolge hatten angesichts des in Bayern aufziehenden Unwetters mehrere Urlauber in der rund 85 Quadratmeter großen Hütte Schutz gesucht, die dann zur Seite gekippt und in sich zusammengefallen sei.

In Rheinland-Pfalz und dem Saarland blieben größere Schäden trotz starker Gewitter aus. Polizei und Rettungskräfte meldeten nur vereinzelt umgestürzte Bäume, Hagelschäden an Autos sowie die Überflutung von Kellern. Ein 38-jähriger Mann starb in Rheinland-Pfalz, als er beim Betreten eines unter Wasser stehenden Kellers einen Stromschlag erlitt, dadurch zu Fall kam und vermutlich mit dem Kopf aufschlug, wie die Polizei mitteilte. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich wurden bei einem Autounfall auf regennasser Landstraße fünf Menschen verletzt, darunter ein dreijähriges Kind.

In Thüringen kam am späten Freitagabend ein Autofahrer bei Dittersdorf im Saale-Orla-Kreis aufgrund von Aquaplaning mit seinem Fahrzeug von der Straße ab und krachte gegen eine Betonwand, wie die Polizei mitteilte. Er und drei Mitfahrer wurden leicht verletzt.

In Sachsen unterbrach wegen eines Gewitters über Leipzig die Band Rammstein ihr Konzert am Freitagabend für eine halbe Stunde. 45 Minuten nach Beginn der Show wurden die Menschen in der Arena aufgefordert, den Innenraum des Stadions zu verlassen und Schutz zu suchen. Nach 15 Minuten wurden die Fans zurück in den Innenraum gelassen.

Update 22:17 Uhr: 28 Einsätze wegen Unwetter

Das Lagezentrum der Polizei hat am Abend 28 unwetterbedingte Einsätze gezählt. Dabei handelte es sich überwiegend um heruntergefallene Bäume und aufgeschwemmte Gullydeckel. Verletzte gab es demnach keine. Die meisten Einsätze hat es im Bereich Saarlouis und Saarbrücken Stadt gegeben.

Update 21:05 Uhr: Entwarnung für das Saarland

Der Deutsche Wetterdienst sieht die Unwettergefahr für das Saarland gebannt. Laut Warnlagenkarte sind alle Landkreise wieder grün. Es drohen also keine Unwetter mehr.

Update 19.49 Uhr: Bäume auf Gleisen bei Nürnberg - Bahnverkehr eingeschränkt

Wegen zahlreicher Bäume im Gleis gibt es im Raum Nürnberg am Freitagabend erhebliche Einschränkungen im Bahnverkehr. Das teilte die DB Regio Bayern per Twitter mit. Der S-Bahn Verkehr auf den Strecken Neustadt-Aisch-Steinach sowie Bad Windsbach-Wicklesgreuth müsse komplett eingestellt werden.

Update 19.33 Uhr: Bis zu 40 Verletzte in Paderborn

Durch ein schweres Unwetter mit Orkanböen in Paderborn sind dutzende Menschen verletzt worden. 30 bis 40 Menschen seien verletzt, „davon zehn schwer“, sagte ein Sprecher der Polizei am Freitagabend der Nachrichtenagentur AFP. Demnach zog „eine Windhose quer durch die Stadt“ in Nordrhein-Westfalen und verursachte millionenschwere Schäden.

Update 18.47 Uhr: Warnung vor orkanartigen Böen und Starkregen im Saarland

Unwetter in Deutschland: Mindestens ein Toter und Verletzte
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Unwetter in Deutschland: Mindestens ein Toter und Verletzte

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Der Deutsche Wetterdienst hat die Warnstufe im Saarland am Abend (18:47) erhöht – auf Stufe 3. Die Meteorologen warnen vor orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten um 110 km/h sowie heftigen Starkregen mit Niederschlagsmengen zwischen 25 l/m² und 35 l/m² pro Stunde und Hagel mit Korngrößen um 3 cm.

Vereinzelt können Bäume entwurzelt werden und Ziegel von Dächern herunterfallen. Auch starke Gewitter sind möglich. Deshalb sollten Sie sich nicht mehr im Freien aufhalten.

Unwetter: NRW schon am Nachmittag betroffen

Schon vor Beginn der erwarteten Unwetter hatte Tief „Emmelinde“ zum Start ins Wochenende vielerorts in Deutschland zu Beeinträchtigungen geführt. In manchen Regionen fiel am Freitag Unterricht aus – so sollten im Regierungsbezirk Köln die Schulen früher schließen. Einzelne Veranstaltungen wurden abgesagt, darunter eine Kuriosität in Solingen: Dort soll ein coronabedingt ausgefallener Weihnachtsmarkt nun erst ab Samstag und somit einen Tag später als geplant nachgeholt werden. Auch für den Reiseverkehr wurde mit Behinderungen gerechnet: Die Deutsche Bahn stellte ihre Kundschaft auf Verspätungen und Zugausfälle ein.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab am frühen Freitagnachmittag wegen schwerer Gewitter eine erste amtliche Unwetterwarnung für Teile von Nordrhein-Westfalen heraus. Bäume könnten entwurzelt werden, Dachziegel herabstürzen, Keller und Straßen mit Wasser volllaufen. Auch Schäden durch Hagel- oder Blitzschlag an Gebäuden, Autos und in der Landwirtschaft seien möglich. „Wie so oft trifft es in den angesprochenen Regionen nicht jeden, aber dort wo die Gewitter auftreten, werden sie heftig ausfallen“, kündigte DWD-Meteorologe Sebastian Altnau an.

Den Meteorologen zufolge sollten die Gewitter im Westen beginnen und sich später auf die Mitte Deutschlands ausdehnen. Dabei seien „lokal extrem heftiger Starkregen um 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit, großer Hagel bis fünf Zentimeter und schwere Sturm- bis Orkanböen mit Geschwindigkeiten zwischen 100 und 130 Stundenkilometern“ zu erwarten, hieß es im DWD-Warnlagebericht. „Vereinzelte Tornados nicht ausgeschlossen.“

Tief „Emmelinde“: Kreis Ahrweiler reagiert

Im Regierungsbezirk Köln endete der Schulunterricht nach Angaben der Bezirksregierung um 11.30 Uhr, damit die Schülerinnen und Schüler sicher nach Hause kommen konnten. In den vier übrigen Regierungsbezirken in Nordrhein-Westfalen lag die Entscheidung bei den Schulen oder den einzelnen Kommunen. Die für Freitag angesetzten Abitur-Nachschreibklausuren und Prüfungen an den Berufskollegs sollte es laut NRW-Schulministerium aber wie geplant geben.

In Rheinland-Pfalz blieben alle Schulen in Trägerschaft des Kreises Ahrweiler geschlossen. Die Bevölkerung solle die weiteren Wettervorhersagen im Radio, TV und Internet sowie über die Warnapps Katwarn und Nina mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen. Im Ahrtal wurden Mitte Juli 2021 bei einem Hochwasser nach extremem Starkregen 134 Menschen getötet und Tausende Häuser verwüstet. Bis heute leben viele Menschen in Ausweichquartieren.

Unwetter in Deutschland: Bahn erwartet Probleme

Die Deutsche Bahn erwartete im Westen, der Mitte und im Osten Deutschlands Unwetter-Auswirkungen auf den Schienenverkehr. Fahrgäste, die ihre für Freitag geplante Reise verschieben wollten, könnten ihre gebuchten Fernverkehrstickets bis einschließlich sieben Tage nach Störungsende flexibel nutzen. Sitzplatzreservierungen könnten kostenfrei umgetauscht werden, hieß es auf der Website der Bahn.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) rief die Bevölkerung zu besonderer Vorsicht auf: „Bleiben Sie bitte zu Hause. Vermeiden Sie Aufenthalte im Freien“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Zahlreiche Veranstaltungen wurden vorsichtshalber abgesagt. So fiel eine in Bad Münstereifel mit Kardinal Rainer Maria Woelki geplante Dankfeier für Helfer der Flutkatastrophe vom vergangenen Juli aus. In Köln wurden unter anderem der Zoo und der Forstbotanische Garten geschlossen, auch die Friedhöfe sollten ab dem Nachmittag für Besucherinnen und Besucher zu bleiben. Es könnten Bäume umstürzen oder Äste abbrechen, teilte die Stadt mit. Der Dortmunder Zoo blieb den ganzen Freitag geschlossen.

„Die ganz heftigen Gewitter sind aktuell noch nicht zu verzeichnen“, hieß es gegen 14.30 Uhr im Wetterkanal von Jörg Kachelmann. „Lokal sind aber auch schon mal kräftigere Regengüsse mit dabei.“

In Belgien aktivierte das Königliche Wetterinstitut wegen des Unwetters für Brüssel und andere Regionen die orange Warnstufe, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete. Am Flughafen in Brüssel war demnach mit Verspätungen zu rechnen und mehrere Flüge von Brussels Airlines wurden gestrichen.

Schon am Donnerstag zogen schwere Gewitter über den Westen Deutschlands, die Schäden waren aber etwas weniger schwer als befürchtet. Vielerorts verdunkelte sich schlagartig der Himmel. Es gab lokal heftige Regenfälle, Donner und Blitze. Zeitweise war der Bahnverkehr in die Niederlande unterbrochen. Beeinträchtigungen gab es auch am Freitag noch auf der Bahnstrecke zwischen Köln und Wuppertal.

Tief „Emmelinde“: Frau in Trier verletzt

In Trier erlitt eine Person leichte Verletzungen, als sie mit ihrem Auto über einen umgestürzten Baum fuhr, wie die Polizei mitteilte. Auf der Autobahn 1 bei Illingen im Saarland wurde ein Autofahrer bei einem Unfall leicht verletzt - auf der Fahrbahn war es zu Aquaplaning gekommen.

Auch im Norden kam es zu heftigen Unwettern. Gewitter und Sturmböen lösten in Niedersachsen Hunderte Einsätze der Feuerwehr aus. In der Nähe von Eydelstedt wurde eine Person durch einen Baum verletzt und musste ins Krankenhaus gebracht werden, wie die Kreisfeuerwehr mitteilte. Mehrere Gebäude seien stark beschädigt worden. Zahlreiche Bäume stürzten um, Keller liefen voll.

In Hamburg sei die Feuerwehr zwischen 18.00 und 21.30 Uhr 34-mal ausgerückt, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Hamburg am Freitagmorgen. Hauptsächlich ging es um vollgelaufene Keller und abgebrochene Äste, teilweise standen auch Straßen unter Wasser. Eine vollgelaufene Tiefgarage musste von der Feuerwehr leer gepumpt werden. In Lübeck verzeichnete die Feuerwehr 20 Einsätze innerhalb von zwei Stunden. Dort führte ein Blitzeinschlag zu einem Dachstuhlbrand.

In Baden-Württemberg im Landkreis Ludwigsburg räumte die Feuerwehr schlammbedeckte Straßen. Auch in Bayern rückte die Feuerwehr aus - wegen umgestürzter Bäume, umgeknickter Verkehrsschilder und vollgelaufener Keller.

Und so soll es weitergehen: Für Freitagabend und in der Nacht wurden auch in Süddeutschland Gewitter erwartet. „Die Unwettergefahr ist hier allerdings meist nur noch lokal und geht im Laufe der Nacht zurück“, sagte DWD-Meteorologe Altnau. Am Samstag beruhigt Hoch „Zeus“ das Wetter. Am Sonntag scheint vielerorts die Sonne, nur an den Alpen sind noch Gewitter möglich. „Am Montag kündigt sich dann mit einem neuerlichen Tief von Südwesten her die nächste Gewitterlage an“, blickte Altnau voraus. Diese Gewitter treffen dann wahrscheinlich eher die Südhälfte Deutschlands.

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