Ungeheure Welle an Wut, Verzweiflung und Gewalt rollt über die Zuschauer hinweg
München
München. Das packende Polit-Drama "Der Baader Meinhof Komplex" von Produzent Bernd Eichinger und Regisseur Uli Edel ist rasant geschnitten und überzeugt vor allem mit hervorragenden Schauspielern: Moritz Bleibtreu als jähzorniger Andreas Baader, Martina Gedeck als intellektuelle und zweifelnde Ulrike Meinhof, Nadja Uhl als eiskalt mordende Brigitte Mohnhaupt, Bruno Ganz als unermüdlicher Terroristenjäger Horst Herold und vor allem Johanna Wokalek, die einen als Gudrun Ensslin glauben lässt, dass sie für ihre Ziele bis zum Äußersten gehen würde. Nächste Woche Donnerstag kommt der Film nach dem Buch des langjährigen "Spiegel"-Chefs Stefan Aust ins Kino.In den vergangenen Tagen hatte der Film bereits mehrfach von sich reden gemacht. Erst am Wochenende hatte Edel in einem "Focus"-Interview erklärt, dass ihm Ex-Terroristen verraten hätten, wer den entführten Arbeitgeber-Präsidenten Hanns Martin Schleyer im Oktober 1977 erschossen habe. Die Bundesanwaltschaft schweigt dazu, versuchen die Ermittler doch bis heute, eine der letzten noch ungeklärten Fragen um die RAF-Verbrechen zu klären. Bedrückende AtmosphäreAuthentizität sei ihm wichtig gewesen - ohne Nostalgie-Gefühle, sagte Edel in einem Interview. Dies ist ihm gelungen, sind die Taten der Terroristen doch zu grausam, um viel Raum für Sympathie oder einen Revolutionsmythos zu lassen. 150 Minuten lang hält der Film die Zuschauer in einer bedrückenden Atmosphäre gefangen. Erschreckend sind die Kühle und die Selbstverständlichkeit, mit der die Terroristen "Bullen- und Justizschweine" und andere verhasste Gegner aus dem Weg räumen. Wie im Rausch durchsieben sie ihre Opfer mit Kugeln aus Pistolen oder Gewehren, schießen immer weiter auf die am Boden zuckenden Körper. Edel stilisiert die Protagonisten nicht zu Helden. Auch wenn manche ihrer Motive nachvollziehbar erscheinen, setzen sie sich mit ihren grausamen Taten ins Unrecht. Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden verlieh dem Streifen deshalb auch das Prädikat "besonders wertvoll". "Der Baader Meinhof Komplex" lässt einen zweieinhalb Stunden nicht aus seinem Bann, was auch an der schnellen Schnittfolge liegt. Zwischendurch prasseln immer wieder alte Originalaufnahmen aus Film und Fernsehen fast salvenartig auf die Zuschauer ein. Am Ende hat man das Gefühl, als wäre eine ungeheure Welle an Wut, Verzweiflung und schierer Gewalt über einen hinweggerollt. dpa