Und wieder brennen neue Smartphones

New York/Seoul · Eigentlich sollte das Smartphone Galaxy Note 7 das neue Vorzeigemodell für Samsung werden. Doch nun droht wegen immer neuer Akku-Brände ein längerer Alptraum. Nun sind offenbar auch die Austauschgeräte gefährlich.

Die Chefs von Apple dürften in diesen Tagen sehr entspannt sein. Der Erzrivale Samsung wollte sich mit dem neuen Top-Smartphone Galaxy Note 7 als Innovationsführer profilieren und das iPhone des US-Konzerns alt aussehen lassen. Starke Kamera, Anmeldung per Augen-Scan, lange Akkulaufzeit - die Fachwelt war beeindruckt. Doch stattdessen stürzte das Vorzeigemodell den Smartphone-Weltmarktführer aus Südkorea nach mehreren Akku-Bränden in eine Krise.

Das Eingeständnis, rund 2,5 Millionen Geräte wegen feuergefährlicher Akkus austauschen zu müssen, war schon beispiellos in der Branche. Mit Berichten über ebenfalls brennende Austauschgeräte droht der Rückschlag zu einem schwer auszurechnenden Risiko für das Firmenimage zu werden. Jetzt wurde - was auch immer genau das bedeutet - "die Produktionsplanung angepasst", um "Qualität und Sicherheit" zu gewährleisten. Diverse Medien berichten unter Berufung auf informierte Personen von einem vorläufigen Stopp der Produktion.

Die Zwischenfälle mit angeblichen Austauschgeräten in den USA gleichen Horrorszenarien. Wegen eines gerade ausgeschalteten Telefons musste - zum Glück noch am Gate - ein Flugzeug evakuiert werden. Man stelle sich nur vor, das Gerät wäre eine Viertelstunde später in der Luft in Brand geraten.

Rauch im Schlafzimmer

Zwei US-Verbraucher berichteten, ihre Schlafzimmer hätten sich in der Nacht mit chemisch riechendem Rauch aus den Geräten gefüllt. Was wäre passiert, wenn sie nicht rechtzeitig aufgewacht wären? Und ein 13-jähriges Mädchen kam mit Verbrennungen an einem Daumen davon, als ein Note 7 in ihren Händen plötzlich sehr heiß wurde. Sie war gerade in einer Grundschule, wo sie ihre Geschwister abholen wollte. Sie warf das Telefon auf den Boden, und ein Schulmitarbeiter trat es aus dem Gebäude. "Ich bin froh, dass es in meiner Hand war und nicht in der Tasche", sagte das Mädchen dem Sender KSTP.

Von Samsung heißt es zu den Zwischenfällen bisher nur, man nehme sie ernst und suche nach den Ursachen. Über die Gründe für die Brände auch bei Austauschgeräten kann man bisher nur rätseln. Ist etwas beim Umtauschprozess schiefgegangen, und Handys mit gefährlichen Akkus wurden als vermeintlich sichere verteilt? Haben auch neue Batterien einen Fehler? Oder gibt es Mängel im Design der Geräte selbst? Die US-Verbraucherschutzbehörde CPSC hatte schon vor ihrem offiziellen Rückruf erklärt, man prüfe, ob ein Austausch gegen Geräte des gleichen Modells die richtige Maßnahme sei. Dann entschied sie sich Mitte September aber doch dafür, den Tausch zu erlauben.

In Südkorea wird bereits über eine neue teure Rückrufaktion spekuliert. Von Kommentatoren wurde die erste Rückrufaktion des Unternehmens, das ein Symbol für die Wirtschaftskraft des Landes ist, noch gelobt, weil es rasch auf die Fehler reagiert habe. Doch schon fragt man sich, ob die Aktion nicht zu schnell über die Bühne ging.

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