Und plötzlich zitterten die Hände nicht mehr

Aix-en-Provence. Warum ausgerechnet sie von ihrer Parkinson-Krankheit geheilt wurde, ist für die französische Nonne Marie Simon-Pierre (Foto: dpa) ein "großes Rätsel". Die wundersame Genesung der heute 50-Jährigen war es, die den Weg für die Seligsprechung von Papst Johannes Paul II

Aix-en-Provence. Warum ausgerechnet sie von ihrer Parkinson-Krankheit geheilt wurde, ist für die französische Nonne Marie Simon-Pierre (Foto: dpa) ein "großes Rätsel". Die wundersame Genesung der heute 50-Jährigen war es, die den Weg für die Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. freimachte, denn die katholische Kirche schreibt die Heilung der Ordensschwester vor sechs Jahren dem verstorbenen Kirchenoberhaupt zu.Bei der Zeremonie zur Seligsprechung auf dem Petersplatz spielte Simon-Pierre gestern eine herausgehobene Rolle: Die in weiße Ordenstracht gekleidete Nonne war es, die gemeinsam mit der Polin Tobiana Sobodka eine Ampulle mit dem Blut des Verstorbenen trug und den Gläubigen präsentierte. Es ist die erste offizielle Reliquie des nun seligen Polen - für strenggläubige Katholiken eine besondere Kostbarkeit. Doch die französische Nonne wünscht sich vor allem eines: "dass die Kameras sich auf Christus richten", nicht auf sie.

Das offiziell von Papst Benedikt XVI. anerkannte Wunder trug sich nach Angaben der Schwester in der Nacht zum 3. Juni 2005 zu. Drei Jahre zuvor sei bei ihr Parkinson diagnostiziert worden - dieselbe Krankheit, unter der auch Johannes Paul II. litt. Nach und nach wurden laut Marie Simon-Pierre ihr linker Arm und ihr linkes Bein von starkem Zittern befallen. Vom 2. April 2005 an - dem Todestag von Johannes Paul II. - habe sich ihr Zustand weiter verschlechtert. "Ich sah mich schwinden, ich konnte nicht mehr schreiben", berichtete die Nonne dem Vatikan. Am 2. Juni habe sie deshalb ihre Oberin gebeten, sie von ihren Aufgaben zu entbinden. Doch diese bat sie, noch durchzuhalten. "Johannes Paul II. hat vielleicht sein letztes Wort noch nicht gesprochen", sagte die Vorgesetzte. In der Nacht habe sie dann plötzlich wieder schreiben können, erzählte Simon-Pierre. "Alles, was ich sagen kann, ist: Ich war krank und bin geheilt", berichtete sie.

Nicht nur Experten des Vatikans, auch weltliche Ärzte und Psychologen untersuchten den Fall und bestätigten eine rational nicht erklärbare Heilung. In Frankreich meldeten sich zwar Ärzte zu Wort, die - ohne die Nonne behandelt zu haben - ihre Parkinson-Erkrankung anzweifelten. Doch Papst Benedikt erkannte den Fall nach einer abschließenden Untersuchung im Januar als Wunder an.

Marie Simon-Pierre, die aus einer streng katholischen Familie stammt, bekommt damit eine Berühmtheit, die sie nie angestrebt hatte. Bereits im Alter von zwölf Jahren beschloss sie, ins Kloster zu gehen. Neun Jahre später trat sie dann in den Orden der Kleinen Schwestern der katholischen Kreißsäle ein, einer kleinen, 1930 von einer Hebamme in Frankreich gegründeten Gemeinschaft. Ihr Ordensbeitritt erfolgte damit nur drei Jahre nach dem Beginn des Pontifikats von Johannes Paul II., dem sie sich nach eigenen Worten immer nahe fühlte. "Ich hatte das Gefühl, einen Freund verloren zu haben", beschrieb sie einmal ihr Gefühl nach dem Tod des Pontifex. "Ich war krank

und bin geheilt."

Die Nonne

Marie Simon-Pierre

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