Überraschung in Berlin und Fragen im Saarland

Berlin/Saarbrücken · Überraschung in Berlin und in Saarbrücken: Heiko Maas, Vize-Ministerpräsident und Wirtschaftsminister im Saarland, ist als neuer Bundesjustizminister vorgesehen. Wer soll ihm nun im Saarland folgen?

Heiko Maas war schon 2005 im Topf für ein Bundesministeramt. Acht Jahre später soll er nun Justizminister werden. foto: bub

Heiko Maas war schon 2005 im Topf für ein Bundesministeramt. Acht Jahre später soll er nun Justizminister werden. foto: bub

Die Nachricht, dass der saarländische SPD-Vorsitzende neuer Bundesminister für Justiz werden soll, hat die Politgrößen im Saarland gestern kalt erwischt. Maas Justizminister? Diese Variante hatte niemand auf der Rechnung. Doch nach der Entwicklung der Dinge war es nicht mal abwegig, dass der noch immer jugendlich wirkende Saar-Genosse in Berlin zum Zuge kommen könnte. Schön für den Saarlouiser - aber schlecht für die Saar-SPD?

Manches deutet darauf hin. Denn wer wird die neue Nr. 1 bei den Sozialdemokraten, wenn der bisherige Vormann in die Bundeshauptstadt wechselt? Nach dem ersten Schreck wurden am Freitagabend zwei Namen genannt, die in Frage kommen: Anke Rehlinger (37), die Umweltministerin; und Ulrich Commercon, der Bildungsminister (45). Wen Heiko Maas als seinen Nachfolger im Amt des Wirtschaftsministers und als stellvertretenden Ministerpräsidenten vorschlägt, scheint noch offen zu sein. In SPD-Kreisen hieß es aber, dass diese Frage "noch an diesem Wochenende" entschieden werden müsse. Schließlich werde Angela Merkel schon am nächsten Dienstag zur Kanzlerin gewählt und das neue Kabinett gebildet.

Heiko Maas, mittlerweile 47 Jahre alt, ist seit Ende der 80er Jahre im politischen Geschäft. Er begann als Juso, deren Vorsitzender im Saarland er 1992 wurde. Gefördert vom damaligen SPD-Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine, wurde Maas 1994 Landtagsabgeordneter und zwei Jahre später schon Staatssekretär im Umweltministerium. 1998 übernahm er dann als damals jüngster Minister Deutschlands das Umweltressort im Saarland. Nachdem Regierungschef Reinhard Klimmt in Folge des Lafontaine-Rücktritts die Wahl 1999 verloren hatte, wurde Maas Partei- und Fraktionsvorsitzender im Saarland. Mit der Übernahme eines schwierigen Erbes verlor der "Jungspund" zwar drei Landtagswahlen hintereinander; doch zugleich führte er die zwischenzeitlich stark abgesackte Saar-SPD bei der vorgezogenen Wahl 2012 wieder auf 30,6 Prozent - und in die Regierung einer großen Koalition unter Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Der hatte er übrigens versprochen, sie "sofort" zu informieren, falls sich (für ihn) in Berlin "etwas tue"; doch bis Freitagabend wusste man in der CDU Saar "nichts". Wann er seine Chefin, die sich dem Vernehmen nach in der Staatskanzlei aufhielt, erreicht hat, wurde bis Redaktionsschluss nicht bekannt.

Maas, der seit Jahren sowohl mit SPD-Chef Sigmar Gabriel als auch mit Generalsekretärin Andrea Nahles eng befreundet ist, profitiert nun von den lange gepflegten Kontakten. Schon 2005 war er im Topf, als bei der damaligen großen Koalition ein SPD-Umweltminister gesucht wurde - doch damals machte Gabriel das Rennen. In Berlin verlautete gestern aus SPD-Kreisen, man freue sich über die geplante Berufung von Maas ins Bundeskabinett; aber so richtig verstehen könne man es nicht. Denn Kandidaten für das Justizministerium habe man "genug gehabt". Warum man ausgerechnet Maas aus der "funktionierenden Koalition im Saarland" herausnehme, sei nicht einfach zu verstehen.

Genau darüber, wie das CDU/SPD-Bündnis im Saarland reibungslos fortgesetzt werden kann, will und muss man sich jetzt unterhalten. Es wird erwartet, dass schon an diesem Samstag erste Gespräche stattfinden. Doch bevor Personalfragen entschieden werden können, muss das Ergebnis der SPD-Mitgliederbefragung abgewartet werden. Heute Mittag soll die große Zählung in der alten Poststation in Berlin beendet sein. "Alles hängt vom Ja der Basis ab", sagte Nahles gestern. Auch die Zukunft von Maas in Berlin.

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