Fahrverbote Den Dreckschleudern geht in Europa die Puste aus

Berlin · Ob Paris, Brüssel oder Madrid: Die Diesel-Ära neigt sich dem Ende zu. Wie dieses Ende gestaltet wird, ist allerdings je nach Land sehr unterschiedlich.

 Viele Städte in Europa haben schon drastische Maßnahmen gegen Luftverschmutzung ergriffen.

Viele Städte in Europa haben schon drastische Maßnahmen gegen Luftverschmutzung ergriffen.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Fahrverbote – das ist in Deutschland für viele ein Reizwort.

In zahlreichen europäischen Metropolen sind sie längst an der Tagesordnung. Eine Umfrage zeigt, zu welchen Mitteln Großstädte im Ausland greifen.

Paris In der französischen Hauptstadt sind die Regelungen sehr streng. Schadstoff-Plaketten sind Pflicht. Dieselautos mit Erstzulassung vor 2001 und Benziner mit Baujahr vor 1997 dürfen in der Woche tagsüber nicht mehr überall fahren. Ab Mitte 2019 dürfen die alten Autos gar nicht mehr im Großraum Paris fahren. Geht es nach der Bürgermeisterin Anne Hidalgo, soll das historische Zentrum der Hauptstadt in einen Fußgängerbereich umgewandelt werden. 

Rom Was Fahrten in die Stadtzentren angeht, gibt es in Italien klare Regeln. In Rom zum Beispiel braucht es dafür eine Genehmigung, die nur Anwohner bekommen können und die sie kaufen müssen. Norditalien hat alten Diesel-Autos in der kalten Jahreshälfte den Kampf angesagt. Seit Oktober bis Ende März gelten im Vergleich zu anderen Wintern verschärfte Fahrverbote im Piemont, der Lombardei, in Venetien und Emilia-Romagna. Auch wenn kein Schadstoff-Alarm besteht, müssen Altfahrzeuge der Schadstoffenklasse 3 und älter an Werktagen tagsüber in der Garage bleiben.

Brüssel Seit Anfang des Jahres gilt in der belgischen Metropole für sehr alte Diesel mit der Schadstoffklasse Euro 1 – oder ganz ohne Euronorm – im Großraum Brüssel ein Fahrverbot. Bis 2025 sollen die Regeln von Jahr zu Jahr verschärft werden. Ab 2022 sind den Plänen der Stadt zufolge auch Diesel mit Schadstoffnorm 4 verboten. Von 2025 an sollen nur noch Diesel-Autos mit der Euronorm 6 in der belgischen Hauptstadt fahren dürfen. Um die Einhaltung der Verbote kontrollieren zu können, hat die Stadt zahlreiche Kameras installiert. Seit Oktober sind 350 Euro Strafgebühr fällig, wenn man innerhalb der Zone mit einem verbotenen Diesel erwischt wird. 

Oslo Norwegen fördert mit steuerlichen Mitteln den Kauf von Elektroautos. Fast die Hälfte aller neu zugelassenen Fahrzeuge ist inzwischen elektrisch. Bis 2025 soll kein Neuwagen in Norwegen mehr mit fossilen Brennstoffen laufen. Oslo macht das Fahren von Dieselautos besonders unattraktiv. Wird die Luft dick, müssen sie draußen bleiben. Schon jetzt sind die Mautgebühren für Benziner und Diesel ziemlich hoch.

Kopenhagen 3000 Dänen sterben Schätzungen zufolge jedes Jahr aufgrund von Luftverschmutzung frühzeitig. Daher will der Kopenhagener Bürgermeister Frank Jensen, dass ab nächstem Jahr keiner in der Stadt einen neuen Dieselwagen kauft, denn in der Umweltzone darf er damit nicht mehr fahren. Nur ältere Autos, die vor dem 1. Januar 2019 angemeldet wurden, sollen erlaubt sein. Ab 2030 soll der Verkauf von Dieselfahrzeugen in Dänemark ganz verboten werden.

Madrid In der spanischen Hauptstadt wurde erstmals am 28. Dezember 2016 ein Fahrverbot für bestimmte Fahrzeuge verhängt: Damals durften innerhalb des Autobahnrings M-30 nur Autos und Lkw mit geradem Kfz-Kennzeichen fahren, nachdem sich über Madrid eine Dunstglocke gebildet hatte. Schon in den nächsten Monaten werden Fahrzeuge, die nicht einem direkten Anwohner gehören, aus dem Stadtzentrum verbannt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort