Über allen Gipfeln soll Ruh' sein

Wildbad Kreuth. Trompete, Posaune, Tuba sind eigentlich die Instrumente vom Sepp, der Heidi, dem Gustl und dem Johann. Diesmal haben die "Rottacher Musikanten" für ihren Auftritt beim traditionellen "Kreuther Abend" der CSU-Landesgruppe ein musikalisches Schmankerl mitgebracht: eine Harfe. Die macht wohlklingende Töne. Das passt

 Bitte recht freundlich: Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, der irische Ministerpräsident Enda Kenny und die Chefin der Bundestags-Landesgruppe, Gerda Hasselfeldt. Foto: Leonhardt/dpa

Bitte recht freundlich: Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, der irische Ministerpräsident Enda Kenny und die Chefin der Bundestags-Landesgruppe, Gerda Hasselfeldt. Foto: Leonhardt/dpa

Wildbad Kreuth. Trompete, Posaune, Tuba sind eigentlich die Instrumente vom Sepp, der Heidi, dem Gustl und dem Johann. Diesmal haben die "Rottacher Musikanten" für ihren Auftritt beim traditionellen "Kreuther Abend" der CSU-Landesgruppe ein musikalisches Schmankerl mitgebracht: eine Harfe. Die macht wohlklingende Töne. Das passt. Denn für das Superwahljahr hat die CSU in Kreuth den christsozialen Harmoniemodus angeknipst.

Was hatte Horst Seehofer noch auf dem CDU-Parteitag Ende letzten Jahres der Kanzlerin ins Ohr geflötet? Seine Partei werde bis zur Bundestagswahl wie ein "schnurrendes Kätzchen" sein. In Wildbad Kreuth, wo die CSU-Landesgruppe im Bundestag alljährlich zur Klausur zusammenkommt, wird Seehofers Versprechen eingelöst. Über allen Gipfeln ist harmonische Ruh'. Zu Beginn des Treffens zieren sogar Herzchen die Strumpfhose der Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt, und selbst der vor der ehemaligen Kurklinik aufgetürmte Schnee scheint durch die neue innerparteiliche Wärme sanft dahinzuschmelzen. "Solidität statt Krawall", gibt ein führender Christsozialer dann auch die Losung für das Jahr der Landtags- und Bundestagswahl aus. Gleichwohl entspricht das nicht dem oft beschworenen Geist von Kreuth. Früher hat die CSU wenigstens noch versucht, sich vom Tegernsee aus mit viel Gepolter zu profilieren. Heuer sind die bayerischen Kätzchen handzahm. Sie wissen, mit Konfrontation gegen die beliebte Kanzlerin ist im Wahljahr kein Staat zu machen.

Fast jeder CSU-Abgeordnete fühlt sich aber berufen, der FDP einen Tipp zu geben. Der Koalitionspartner müsse endlich "zum Synchronschwimmen zurückfinden". Mag sein, dass angesichts der Lage der Liberalen Seehofer bewusst vor der Klausur eine Debatte über schwarz-grüne Bündnisse angestoßen hat, wovon er jetzt aber nichts mehr wissen will. Fakt ist: Viele in der CSU halten die FDP längst für einen hoffnungslosen Fall. Da könnte zwangsläufig mehr parteipolitische Offenheit gefordert sein.

Inhaltlich wird am Tegernsee nichts Neues verkündet. Die Ungerechtigkeit des innerdeutschen Länderfinanzausgleichs ist eine alte CSU-Platte, die die Partei wieder auflegt. Das gilt ebenso für die Einführung einer Pkw-Maut, die Merkel aber nicht will. Und in Sachen Eurokrise hat die CSU längst ihren Biss verloren. Also schmust man kräftig mit dem irischen Ministerpräsidenten Enda Kenny, der versucht, sein Land aus der Schuldenkrise zu befreien.

Hitzig geht es nur nach einem Vortrag der Demoskopin Renate Köcher vom Allensbach-Institut zu. Sie bescheinigt der CSU anders als gedacht miserable Umfragewerte. Das empört die Christsozialen. Köcher kann ihre Annahmen offenbar auch nicht fundiert belegen. Allerdings könnten Köchers Zahlen eine neue Vorlage für Parteichef Seehofer sein, der häufig mit seinen Berliner Abgeordneten hadert oder sie vor den Kopf stößt. Wichtige Entscheidungen wie die Abschaffung der Praxisgebühr gibt er aus München vor, auch seine Bundesminister hat Seehofer vor Weihnachten verbal kräftig abgemeiert.

Zurückschießen will aber auf der Klausur niemand. Abends wird bei Sauerkraut und Spanferkel lieber Schafkopf gespielt, statt Dampf abgelassen. "Aug' in Aug' sind alle vorsichtiger", gibt einer zu. Bei der Aussprache zum Bericht des Parteichefs bleibt es ebenfalls still. Seehofer habe mit einer langen, inhaltlichen Rede "Ruhe in die Reihen" gebracht, heißt es.

Einige sind es aber auch leid, sich Gedanken über Seehofers verbale Aussetzer zu machen. "Das ist ja nichts Neues", sagt CSU-Rebell Peter Gauweiler. Hasselfeldt will sich zudem von der Debatte ihre Klausur nicht verderben lassen. "Es ist nichts hängen geblieben", betont sie immer wieder. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz säuselt Hasselfeldt daher von "großer Übereinstimmung", Seehofer lobt eine "hoch motivierte" Landesgruppe. Über allen Gipfeln soll Ruh' sein. "Das ist

ja nichts Neues."

Peter Gauweiler über

Horst Seehofers verbale Aussetzer

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