Türken macht Islamfeindlichkeit Angst

Berlin. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, warnt vor einem weiteren "Anwachsen der Islamophobie" in der Bundesrepublik. Dieser Entwicklung müssten alle Bürger gemeinsam Einhalt gebieten. Kolat sagte, man müsse "natürlich die Ängste der Mehrheitsbevölkerung ernst nehmen"

Berlin. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, warnt vor einem weiteren "Anwachsen der Islamophobie" in der Bundesrepublik. Dieser Entwicklung müssten alle Bürger gemeinsam Einhalt gebieten. Kolat sagte, man müsse "natürlich die Ängste der Mehrheitsbevölkerung ernst nehmen". Umgekehrt müssten aber in Deutschland auch "die Ängste und Verunsicherungen bei den Minderheiten" zur Kenntnis genommen werden. Der SPD-Innenexperte Sebastian Edathy nannte die "islamophoben Tendenzen" erschreckend. Er betonte, bei den Muslimen in Deutschland sei eine "generelle Radikalisierung" nicht festzustellen. Die "breite Mehrheit der Muslime" sei friedlich und stehe auf dem Boden des Grundgesetzes. Wer in Deutschland damit liebäugele, die Religionsfreiheit einzuschränken, sollte sich "darüber klar sein, dass er damit nicht Extremismus entgegenwirkt, sondern ihn fördert".Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mahnte allerdings bei Zuwanderern "Respekt gegenüber unserer christlich-abendländischen Werteordnung" an. Herrmann kritisierte: "Bei manchen Muslimen gibt es hier zum Teil deutliche Defizite." Erfolgreiche Integration heiße aber nicht nur Toleranz der Aufnahmegesellschaft. Mit Blick auf das Minarett-Verbot in der Schweiz sagte er: "Auch bei uns gibt es ein emotionales Unbehagen vieler Mitbürger gegenüber einer wachsenden, kulturellen Entfremdung." Der CSU-Politiker verwies zugleich darauf, dass "deutsche Staatsangehörige oder hier aufgewachsene Personen" eine immer wichtigere Rolle im Netzwerk des islamistischen Terrorismus spielten. Auch der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, sieht Handlungsbedarf in der Integrationspolitik. Freiberg sagte, die "Islamisierung" nehme in Deutschland deutlich zu: "Ob das in eine Radikalisierung umschlägt, hängt davon ab, ob sich die Integrationsdefizite noch vergrößern." Erst langsam schimmere "die Erkenntnis durch", dass man beim Thema Integration sowohl von den Zugewanderten als auch "von der deutschen Gesellschaft mehr Anstrengungen verlangen muss". Freiberg betonte: "Viele Kulturen, die nebeneinander existieren, aber sich auch gegenseitig ignorieren, können keine Gesellschaft bilden. Aber eine gemeinsame neue Kultur, in der viele Ethnien atmen können, wäre eine Chance." Dies alles müsse "natürlich unter dem Dach unserer Verfassung, unserer Rechtsordnung geschehen". ddp

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