Trumps Sieg erschüttert die Internet-Riesen im Silicon Valley

San Francisco · Im Bangen der Wahlnacht sprach der Start-up-Investor Shervin Pishevar vielen im Silicon Valley aus dem Herzen, als er sich für einen Austritt Kaliforniens aus dem Verbund der Vereinigten Staaten einsetzte. "Wenn Trump gewinnt, werde ich eine Kampagne ankündigen und finanzieren, damit Kalifornien zu einer eigenständigen Nation wird", schrieb Pishevar bei Twitter - und erntete Zustimmung.

Zwischen dem Silicon Valley und dem "Rostgürtel" Amerikas, aus dem die entscheidenden Stimmen für Trump kamen, klafft schon lange ein Graben, der nur tiefer wurde. Auf der einen Seite das Zuhause globaler Technologieriesen wie Google, Apple und Facebook und eine boomende Internet-Branche, die viele Millionäre produzierte. Auf der anderen die vom wirtschaftlichen Niedergang gebeutelte alte Industrie mit Verlierern der Digitalisierung, die Trump geschickt ansprach.

Im Wahlkampf war der Ton zwischen Trump und den Kapitänen der Tech-Industrie rau. Amazon-Chef Jeff Bezos , dem auch die Weltraumfirma Blue Origin gehört, ließ durchblicken, dass er den Kandidaten gern ins All schießen würde. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg warnte bei einem Auftritt in Berlin vor "ängstlichen Stimmen", die Mauern bauen und alle ausgrenzen wollten, die anders seien.

Das Silicon Valley wurde einst groß gemacht von Ingenieuren, die in Holzhäusern wohnten. Es ist traditionell eher liberal und ein Treiber bei Veränderungen wie der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen. Peter Thiel, der milliardenschwere Mitgründer des Bezahldienstes Paypal, musste als einsamer Unterstützer Trumps in seinen Kreisen viel Kritik und auch Spott einstecken.

Zugleich müssen sich gerade Facebook und Twitter vorhalten lassen, mit ihrer "Filterblase", bei der die Algorithmen den Nutzern Nachrichten auftischen, die zu ihren Ansichten passen, den Wahlsieg von Trump erst möglich gemacht zu haben. Außerdem habe Facebook zu wenig gegen die Ausbreitung eindeutig falscher Nachrichten unternommen.

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