Trump und die Sargnägel

Washington · Dritte Debatte Trump gegen Clinton. Grimmig und unversöhnlich verkeilen sie sich. Dann kommt es zum Eklat: Auf die Frage, ob er die Wahl anerkennen werde, gibt Trump keine klare Antwort.

Es dauert eine Stunde, bis Donald Trump die Brücken sprengt, die ihm der Moderator baut. Ob er sich ein Beispiel an seinem Vize Mike Pence und seiner Tochter Ivanka nehmen und sich dazu bekennen wolle, dass er das Wahlergebnis ohne Einschränkungen akzeptiere, fragt Chris Wallace von Fox News. "Ich werde es mir anschauen, wenn es so weit ist", erwidert Trump. Was er bisher gesehen habe, sei schlimm, poltert er. Insbesondere die Medien seien derart unaufrichtig, derart korrupt, sie hätten die Hirne der Wähler vergiftet. "Aber mein Herr", hakt Wallace nach, "zu den Dingen, auf die dieses Land stolz ist, gehört die friedliche Übergabe der Macht". Egal, wie hart es im Wahlkampf zur Sache gehe, am Ende gratuliere der Verlierer dem Sieger. Ob Trump etwa sagen wolle, dass er sich diesem Prinzip nicht verpflichtet fühle. "Ich sage es Ihnen, wenn es so weit ist", wiederholt der Milliardär. "Ich lasse es in der Schwebe für euch, okay", fügt er hinzu.

"Das ist ja entsetzlich", schiebt Hillary Clinton ein, ahnend, dass auch das dritte und letzte TV-Duell für sie gelaufen ist, obwohl Trump sich anfangs besser geschlagen hatte - ruhiger, sachlicher, weniger reizbar, bis er doch aus der Haut fuhr.

Kurz darauf sieht man, wie Pence mit versteinerter Miene aus dem Saal läuft. Dass Trump vor großem Publikum die Komplott-Theorien aufwärmen würde, die er vor seinen Fans auf Wahlkampfbühnen streut, damit hatten die wenigsten gerechnet. Wieder spricht der Geschäftsmann, ohne jeden Beleg, von "Millionen von Leuten", deren Namen in den Wahlregistern stünden, obwohl sie dort nichts zu suchen hätten. Gemeint sind offenbar illegale Einwanderer , von denen er behauptet, dass sie das Votum zu Gunsten seiner Rivalin drehen. Neulich forderte er seine Anhänger auf, sich am 8. November vor die Wahllokale zu stellen und darauf zu achten, dass niemand betrüge - etwa in Philadelphia, einer Großstadt mit afroamerikanischer Bevölkerungsmehrheit. Als er am Mittwochabend in Las Vegas hinterm Pult steht, legt er nach, statt die Steilvorlage des Moderators zu nutzen und einen Rückzieher zu machen.

Es ist der Moment, der alles in den Schatten stellt, worüber sonst diskutiert wurde. Der, so orakeln deprimierte Republikaner, ihren Kandidaten endgültig um alle Chancen gebracht haben dürfte. Trump hätte sich auch in einen Sarg legen, einen Hammer nehmen und die Nägel einschlagen können, es wäre aufs Gleiche hinausgelaufen, meint Nicolle Wallace, einst Kommunikationschefin von George W. Bush.

Andere erinnern an das Lochkartendrama 2000, nur um deutlich zu machen, was die damaligen Rivalen, bei aller Härte der Auseinandersetzung, von einem Donald Trump trennt. Das Rennen zwischen Al Gore und Bush war so knapp, dass Florida zum Zünglein an der Waage wurde. Es ging um 387 Stimmen. Als Zweifel aufkamen, ob die Lochkarten korrekt gestanzt wurden und tatsächlich den Wählerwillen widerspiegelten, übernahmen Anwälte das Zepter. 37 Tage dauerte das juristische Tauziehen, bis der Oberste Gerichtshof mit fünf zu vier Stimmen urteilte, dass Bush gewonnen hatte. Worauf Gore in einer launigen Rede bemerkte, er habe versprochen, die Gratulation für den Sieger diesmal nicht, wie in der Wahlnacht, zu widerrufen. Dass der Unterlegene in bitterer Stunde zu Humor fähig war - bis heute gilt es als Sternstunde der Demokratie und als Handlungsanleitung für ähnliche Fälle.

Und nun das Kontrastprogramm namens Trump. Kellyanne Conway, seine Kampagnenmanagerin, bemühte sich auf ihre Weise um Schadensbegrenzung. Trump, sagte sie, werde das Ergebnis akzeptieren, weil er die Wahl für sich entscheiden werde.

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