Trump in Affäre Flynn unter Druck

Washington · Nach dem Rücktritt seines Sicherheitsberaters wird es für US-Präsident Trump ungemütlich. Nicht nur die Opposition spricht von Versagen – und fordert Konsequenzen.

Die Affäre zieht Kreise: Nach dem Rücktritt Michael Flynns, des Sicherheitsberaters Donald Trumps, wird noch einmal aufgedröselt, was bereits im Wahlkampf für heftige Kontroversen sorgte. Im Raum steht der Verdacht, dass Vertraute des heutigen US-Präsidenten regelmäßig mit russischen Geheimdienstlern sprachen, während der Kreml Hackerangriffe anordnete, um Hillary Clinton zu schaden.

Einmal mehr geht es um Paul Manafort, einen Lobbyisten, der für ein paar Monate Trumps Kampagnenteam leitete, bevor er im August gefeuert wurde. Dass Manafort gute Drähte zum Orbit Wladimir Putins pflegt, ist seit Längerem bekannt. Neu ist, was die New York Times über ihn schreibt. Nach einem Bericht der Zeitung soll er regelmäßige Kontakte zu hochrangigen Beamten des russischen Spionageapparats unterhalten haben. Detektive des FBI seien gerade dabei, einen umfangreichen Fundus an Material zu sichten. Neben Manafort sollen zwei weitere Vertraute Trumps häufig mit Russland kommuniziert haben: der Geschäftsmann Carter Page und Roger Stone, ein Freund des Bauunternehmers.

Der Mann im Oval Office quittierte die Nachricht mit heftigen Protesten, wie so oft in Form scharfer Tweets. "Dieser Unsinn von einer Verbindung nach Russland ist nur ein Versuch, die vielen Fehler zu überdecken, die Hillary Clintons unterlegene Kampagne gemacht hat", schrieb Trump gestern. Manafort wiederum sagte der New York Times, er halte die Anschuldigungen für absurd.

Je mehr über die Begleitumstände des Rücktritts Flynns bekannt wird, umso bohrender werden die Fragen. Wie inzwischen auch das Weiße Haus einräumt, war Trump bereits Ende Januar über die gegen seinen Sicherheitsberater erhobenen Vorwürfe im Bilde. Schon damals erfuhr er vom Justizministerium, dass Flynn vom FBI vernommen wurde und es Grund zu der Annahme gebe, der Ex-General habe sich gegenüber dem Kreml erpressbar gemacht. Führende Demokraten im Kongress verlangen nun lückenlose Aufklärung, und manche wiederholen die Frage, wie sie dem bedrängten Richard Nixon auf dem Höhepunkt des Watergate-Skandals von einem legendären Senator namens Howard Baker gestellt wurde: "Was wusste der Präsident, und wann wusste er es?"

Auch in den republikanischen Reihen gibt es Politiker, die in den Chor der Kritiker einstimmen. John McCain, der altgediente Senator aus Arizona, spricht alarmiert von einer Regierung, die mit Blick auf die Außen- und Sicherheitspolitik nicht funktioniere. Und auch der TV-Veteran Dan Rather, langjähriger Anchorman von CBS, vergleicht den "Russland-Skandal", wie er ihn nennt, bereits mit der Watergate-Affäre, die 1974 zum Rücktritt Nixons führte. Auf einer Skala von eins bis zehn, schreibt er auf Facebook, liege Watergate bei neun; der Russland-Skandal zwischen fünf und sechs, nehme aber stündlich zu. "Es könnte sein", sagt Rather, "dass wir am Ende feststellen, dass die Sache mindestens genauso groß ist wie Watergate".

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