Trotz Wirtschaftskrise: "Unsere Landwirtschaft ist stabil"

Frau Ministerin, heute eröffnen Sie erstmals die Grüne Woche als weltgrößte Agrarmesse. Nervös? Aigner: Nein, überhaupt nicht. Sondern sehr gespannt. Die Grüne Woche ist ja nicht nur in Deutschland eine der bekanntesten Messen und ein großer Publikumsmagnet, sondern sie hat ja auch einen bedeutenden internationalen Ruf

Frau Ministerin, heute eröffnen Sie erstmals die Grüne Woche als weltgrößte Agrarmesse. Nervös?Aigner: Nein, überhaupt nicht. Sondern sehr gespannt. Die Grüne Woche ist ja nicht nur in Deutschland eine der bekanntesten Messen und ein großer Publikumsmagnet, sondern sie hat ja auch einen bedeutenden internationalen Ruf.Sie fällt allerdings in eine wirtschaftlich katastrophale Zeit. Schwappt die Krise auf die Landwirtschaft über?Aigner: Eine solche Krise geht natürlich nicht spurlos an der Landwirtschaft vorbei. Dennoch ist unsere Landwirtschaft so stabil, dass sie sich am Markt behaupten kann. Die mit den Konjunkturprogrammen beabsichtigte Belebung des privaten Konsums wird sich auch auf die Nahrungsmittelnachfrage auswirken. Sie wird aber deutlich weniger von Konjunkturzyklen beeinflusst als zum Beispiel die Nachfrage nach Autos.Sie gehen allerdings von einem deutlichen Rückgang der Agrarexporte aus, doch bei den Debatten um die Konjunkturhilfen spielt die Landwirtschaft kaum eine Rolle. Brauchen wir einen landwirtschaftlichen Rettungsschirm?Aigner: Nein. Ich habe gesagt, dass zuerst der Export betroffen wäre, wenn unsere Branche Probleme bekommt. Dafür gibt es jetzt aber keine Anzeichen. Im Gegenteil: Die Agrarexporte scheinen von dem negativen Trend der Allgemeinwirtschaft ausgenommen zu sein. Insgesamt exportierte die Branche im Jahr 2008 Güter im Wert von 53 Milliarden Euro, was im Vorjahresvergleich einen Rekordzuwachs von 15 Prozent bedeutet - ein starkes Gesamtergebnis. Wird die Krise Einfluss auf die Lebensmittelpreise haben?Aigner: Hier wirkt die aktuelle Wirtschaftskrise eher entlastend. Sie hat unter anderem dazu geführt, dass sich die zur Jahreswende 2007/2008 überhitzten Märkte für Agrarprodukte beruhigt haben und die bei einigen Produkten stark gestiegenen Verbraucherpreise - etwa bei Butter und Getreide - wieder auf das Niveau der vergangenen Jahre gesunken sind. Mittelfristig gehen alle Prognosen von stabilen bis leicht steigenden Preisen auf den Weltagrarmärkten aus.Muss der Verbraucherschutz zurücktreten, wenn sich alle Welt nur noch um die Wirtschaft sorgt?Aigner: Das wäre absolut die falsche Antwort! Ganz im Gegenteil muss, gerade wenn es schwierig wird, besonders darauf geachtet werden, dass die Entwicklung nicht zu Lasten der Verbraucher geht. Bestes Beispiel sind die Finanzdienstleistungen. Aus der Krise müssen Lehren gezogen und die Rechte der Verbraucher gestärkt werden. Meine verbraucherpolitische Leitlinie ist, dass Verbraucher wirksame und durchsetzbare Rechte, nutzbare Informationen und überschaubare Märkte brauchen. Das hilft nicht nur den Verbrauchern, sondern der gesamten Wirtschaft. Welche Akzente wollen Sie bis zur Bundestagswahl noch setzen?Aigner: Einer meiner Schwerpunkte in diesem Jahr wird die Ernährungspolitik sein. Der nationale Aktionsplan "IN FORM - Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung", der im vergangenen Jahr gestartet ist, setzt in diesem Jahr weiterhin wichtige Akzente. Mit dem nationalen Aktionsplan wollen wir die Bevölkerung zu einem gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und viel Bewegung motivieren und bessere Rahmenbedingungen in allen Lebensbereichen hierfür schaffen. Und nach der Wahl? Sehen Sie sich dann wieder im Amt?Aigner: Ich würde mich darüber freuen - der Wähler hat es am Ende in der Hand.

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