Treuer Parteisoldat sagt seinen Abschied nach Berlin wieder ab

Saarbrücken · Nur zwei Wochen nach seinem Abschied aus dem Landtag macht Reinhold Jost einen Rückzieher. Der leutselige Genosse, der seine Laufbahn als Stahlbauschlosser anfing, bleibt als Umwelt- und Justizminister im Lande.

Es hätte nach 14 Jahren sein Abschied vom Landtag sein sollen, als sich Reinhold Jost am 4. Dezember in der Haushaltsdebatte noch einmal zu Wort meldete. "Wenn ich vielleicht an der ein oder anderen Stelle mit Kolleginnen und Kollegen etwas zu hart umgegangen sein sollte", sagte er nachdenklich, "dann ist das zu Recht geschehen." Ein typischer Jost-Brüller: schlagfertig, selbstironisch.

Keine zwei Wochen später der Rückzug vom Rückzug aus der Landespolitik: Der 47-Jährige bleibt im Saarland, führt künftig das Umwelt- und Justizministerium. "Eine Entscheidung, die mich mit Respekt und Stolz erfüllt", wie Jost gestern bekannte. Schon öfter wurde er für höhere Ämter gehandelt. Bei der Regierungsbildung im Jahr 2012 kam er aus Proporz-Gründen zunächst nicht zum Zuge, weil mit Heiko Maas schon ein Genosse aus dem Kreisverband Saarlouis Minister wurde. Jost übernahm als treuer Parteisoldat und "Schaffer" das Amt des Parlamentarischen Geschäftsführers. Im September zog er in den Bundestag ein, doch in Berlin legte er einen missglückten Start hin: Als Neuling stellte er sich in der SPD-Fraktion als "Vertreter der klaren Sprache und des gepflegten Herrenwitzes" vor. Nicht alle Abgeordneten konnten über diese - durchaus zutreffende - Selbstbeschreibung lachen. Im Landtag, wo man Jost kennt, hätte man sich bei einem solchen Satz wohl auf die Schenkel geklopft. Aber Jost und Berlin - das passte für den bodenständigen und leutseligen Ortsvorsteher von Siersburg aus Sicht vieler Parteifreunde von Anfang an nur schwer zusammen.

Jost hat eine klassisch sozialdemokratische Bildungskarriere hinter sich: Hauptschule, Lehre als Stahlbauschlosser, Arbeiter bei der Dillinger Hütte. Nach der Mittleren Reife und dem Fachabitur machte er eine Ausbildung zum Finanzfachwirt und arbeitete beim Saarlouiser Finanzamt, bis er 1999 in den Landtag gewählt wurde. Dort widmete er sich vor allem der Haushaltspolitik - mit teils schneidigen Auftritten im Parlament. "Er geht keinem Streit aus dem Weg", sagte Finanzminister Stephan Toscani (CDU) über Jost bei dessen vermeintlichem Abschied im Landtag. Aber die Auseinandersetzungen mit ihm seien immer so gewesen, dass man "anschließend noch ein Bier trinken gehen kann". Darauf muss Toscani jetzt also doch nicht verzichten.

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