Traumschule dringend gesucht

Dresden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte ungeachtet der vielen neuen Vorhaben von Bund und Ländern nicht nur Bildung im Sinn. "Wie steht es denn bei Euch mit Sport?" wollte die Kanzlerin von der neunjährigen Kriss wissen, die sich zusammen mit anderen Schülern zum Begrüßungsfoto des Dresdner Bildungsgipfels mit den Länder-Regierungschefs eingefunden hatte

Dresden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte ungeachtet der vielen neuen Vorhaben von Bund und Ländern nicht nur Bildung im Sinn. "Wie steht es denn bei Euch mit Sport?" wollte die Kanzlerin von der neunjährigen Kriss wissen, die sich zusammen mit anderen Schülern zum Begrüßungsfoto des Dresdner Bildungsgipfels mit den Länder-Regierungschefs eingefunden hatte. Für die vielen Fernsehkameras und Fotografen fein rausgeputzt, zeigten die Schüler an einem selbst gebastelten Klassenmodell, wie denn eigentlich ihre Traumschule aussehen soll: Mit Ruheecken, viel größeren Tischen, bunten Wänden und gar einem Swimmingpool auf dem Dach.

Ältere Schüler unterhielten die Politikerrunde zum Auftakt mit ein wenig Theater. In einem Sketch erklärten sie Außerirdischen, wie ein gutes Schulsystem auszusehen hätte, in dem auch lernschwächere Schüler Erfolg finden. "Traurigerweise ist das bei uns in Deutschland auch nicht perfekt", merkte ein Schüler zum UFO gewandt an.

Weiße Gerbera lagen auf dem extra langen Tisch, an dem sich Merkel - flankiert von Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) und Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) - sowie die 16 Länder-Regierungschefs platzierten. Ein wenig steril wirkte ansonsten das große Foyer des Dresdner Chip-Herstellers AMD, in dem das seit Monaten angekündigte Gipfeltreffen für eine bessere Bildung in Deutschland stattfand. Aber die Nüchternheit des Saals spiegelte schließlich auch ein wenig das gereizte Bund-Länder-Klima der vergangenen Tage wider. Noch bis Verhandlungsbeginn lag in Dresden reichlich Dissensstoff auf dem Tisch, der in zahlreichen Vorgesprächen nicht auszuräumen war - auch wenn die Kanzlerin den Beginn einer neuen Bund-Länder-Zusammenarbeit in der Bildungspolitik beschwor.

Das Hightech-Unternehmen sollte die Kulisse abgeben, um auf den immer dramatischer werdenden Fachkräftemangel in Deutschland aufmerksam zu machen. Denn der von Merkel ausgerufenen "Bildungsrepublik" Deutschland gehen die Akademiker aus. Prognosen zufolge werden schon ab 2014 zwischen 180000 und 490000 Akademiker fehlen, vor allem Ingenieure und Naturwissenschaftler. Allein in den nächsten fünf Jahren gehen 330000 Akademiker in Pension. Und die Studienneigung unter den jungen Menschen hat fast wieder den Tiefpunkt der späten 90er-Jahre erreicht. Nach Jahren des Rückgangs gab es zwar im Herbst bei den Studienanfängerzahlen erstmals wieder ein leichtes Plus. Doch das blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Auch viele andere hohe Erwartungen lässt der Bildungsgipfel unerfüllt zurück. Gleichwohl ist doch auch Zahlreiches in Bewegung geraten - beim Bund wie in den Ländern. Wer die vielen nicht strittigen Projekte zum Bildungsgipfel bilanziert, kommt an einer insgesamt positiven Bewertung nicht vorbei - auch wenn vor allem aufseiten des Bundes vieles bereit vor Merkels Ruf zum Gipfeltreffen in zahlreichen Gesetzen schon eingetütet war. Kritiker wollten in Dresden wissen, was der Gipfel für die Bildung gebracht habe, was ohne ihn nicht erreicht worden wäre.

Der Gipfel hat vor allem dafür sensibilisiert, dass mehr für die Bildung getan werden muss. Für Migranten-Förderung, verbindliche Sprachtests vor der Einschulung oder vorbeugende Hilfen vor einem Schulabbruch in dem bisher angepeilten Umfang müssen zunächst mehr pädagogische Fachkräfte ausgebildet werden. Lernprozesse haben auch einige Ministerpräsidenten beim Bildungsgipfel durchgemacht. Mehr Zusammenarbeit der Länder untereinander und auch mit dem Bund ist angesagt, wenn es künftig tatsächlich schnellere Erfolge geben soll. Viele bezweifeln, dass der Bund noch einmal bei einer neuen Föderalismusreform so weitgehend auf seine Mitspracherechte in der Bildungspolitik verzichten würde, wie er es 2006 getan hat.

 Saar-Bildungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (rechts) unterstützt das Gütesiegel "Netzwerk mehr Lesen", das sie hier gestern mit Geschäftsführerin Dörte Heinrich am Eingang der Buchhandlung Bock & Seip in Saarbrücken anbringt. Foto: B&B

Saar-Bildungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (rechts) unterstützt das Gütesiegel "Netzwerk mehr Lesen", das sie hier gestern mit Geschäftsführerin Dörte Heinrich am Eingang der Buchhandlung Bock & Seip in Saarbrücken anbringt. Foto: B&B

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