Trauer und Wut in ganz Duisburg
Duisburg. Die Lichter von hunderten Kerzen sind schon aus der Ferne zu sehen. Fast auf der ganzen Breite ist der Bürgersteig in Duisburg gefüllt mit Grablichtern, Blumen, Plüschtieren, Briefen - und Anklagen. "Und keiner hat Schuld - jeder Vollidiot hätte es besser gewusst", hat jemand in akkuraten Druckbuchstaben auf ein Stück Pappe gemalt. Hier war der Zugang zur Loveparade
Duisburg. Die Lichter von hunderten Kerzen sind schon aus der Ferne zu sehen. Fast auf der ganzen Breite ist der Bürgersteig in Duisburg gefüllt mit Grablichtern, Blumen, Plüschtieren, Briefen - und Anklagen. "Und keiner hat Schuld - jeder Vollidiot hätte es besser gewusst", hat jemand in akkuraten Druckbuchstaben auf ein Stück Pappe gemalt. Hier war der Zugang zur Loveparade.
Eine Mutter mit Baby auf dem Arm verharrt vor dem Kerzenfeld. Männer reden leise und kopfschüttelnd aufeinander ein. Ein junger Mann in schwarzem T-Shirt zündet mit zittrigen Händen eine rote Grabkerze an und schluchzt laut auf, als er sie zu den anderen Lichtern auf den Boden stellt. Ein Mann mit zum Zopf gebundenem grauem Haar steigt vom Rad ab, zieht eine Grableuchte aus der Tasche und bleibt still stehen.
Als die Rede auf die Todesfalle Loveparade kommt, gerät der 73-jährige Kneipenwirt in Rage. "Jeder konnte sehen, dass das Konzept nicht aufgeht." Und für die Pressekonferenz der Verantwortlichen der Stadt Duisburg vom Sonntag hat der Grauhaarige nur ein Wort übrig: "Lächerlich!" Die Stimmung ist eindeutig - die Trauernden finden, dass die Stadtoberen sich aus der Verantwortung stehlen. "Das ist doch eine Schande für die Stadt Duisburg", empört sich ein 50-Jähriger. "Die drei, die da gesessen haben, sollen zurücktreten."
Der große Tunnel zum Gelände der Loveparade ist immer noch für Autos gesperrt. Auch hier haben die Menschen Kerzen angezündet und Blumen abgelegt. Jemand hat eine Skulptur aus Eis aufgestellt mit der Aufschrift: "In tiefer Trauer". Die Plastik schmilzt, die Wassertropfen sehen aus wie Tränen.
Die Fahrbahn zeigt nicht mehr die Spuren des gigantischen Rettungseinsatzes - weggekehrt sind die unzähligen Gummihandschuhe, die Infusionsflaschen, die blutigen Kompressen, die Wärmedecken für die Opfer. Doch an einer Lücke zwischen den Tunnelteilen hat jemand ein Plakat aufgehängt: "DU schäme Dich - in tiefer Trauer". DU ist das Autokennzeichen für Duisburg. dpa