Totenstille in Havanna

Mexiko-Stadt. Es war wieder einmal Hugo Chávez, der wenige Tage nach dem 50. Jahrestag der kubanischen Revolution Spekulationen über den nahen oder möglicherweise bereits eingetretenen Tod von Fidel Castro (Foto: dpa) auslöste. In seiner wöchentlichen Plauderstunde "Aló Presidente" sprach der venezolanische Staatschef am 11

Mexiko-Stadt. Es war wieder einmal Hugo Chávez, der wenige Tage nach dem 50. Jahrestag der kubanischen Revolution Spekulationen über den nahen oder möglicherweise bereits eingetretenen Tod von Fidel Castro (Foto: dpa) auslöste. In seiner wöchentlichen Plauderstunde "Aló Presidente" sprach der venezolanische Staatschef am 11. Januar Sätze, die wie ein Nachruf auf den kubanischen Revolutionsführer klangen: "Wir wissen, dass der Fidel nicht mehr zurückkehrt. Aber er wird in unserer Erinnerung bleiben, er wird immer leben, über seine physische Existenz hinaus." Chávez, engster Verbündeter Kubas, ist gewöhnlich gut informiert über das, was sich im Innersten der Führung in Havanna tut. Und addiert man zu seinen Worten die Auffälligkeiten der vergangenen Wochen, liegt es auf der Hand, dass sich der Gesundheitszustand von Castro zumindest drastisch verschlechtert hat und sein Tod vermutlich kurz bevorsteht.

In Havanna ist unterdessen wie üblich kein Sterbenswörtchen über das Befinden des Staatschefs außer Diensten zu hören. Das letzte halbwegs aktuelle Bild des 82-Jährigen stammt vom 13. November, als er den chinesischen Präsidenten Hu Jintao empfing. Das Foto zeigt Castro in seiner inzwischen berühmten blau-roten Trainingsjacke.

Dass es schlecht um Castro stehen muss, wurde spätestens am 1. Januar klar, als er auch zu den Revolutionsfeierlichkeiten nicht zu sehen war. Es erschien nicht mal eine seiner inzwischen berühmten "Reflektionen" in der kubanischen Presse. Fast im Wochenrhythmus hatte Castro seit März 2007 in der Parteizeitung "Granma" ausführlich Stellung zu aktuellen politischen Themen bezogen. Am 16. Dezember aber brach diese Gewohnheit ab.

Derzeit geben sich in Kuba die lateinamerikanischen Staatschefs die Klinke in die Hand. Aber weder Panamas Präsident Martín Torrijos, noch Ecuadors Staatschef Rafael Correa trafen bei ihren Besuchen Anfang des Jahres mit Castro zusammen. Die kubanische Exilgemeinde in Miami beschäftigt sich schon seit Tagen mit nichts anderem mehr als dem möglichen Tod Castros. Lokale Radio- und Fernseh-Sender melden, sein Zustand habe sich im Dezember drastisch verschlechtert - er erkenne nicht mal mehr seine engsten Verwandten und Freunde. Von einem Herzinfarkt Castros ist die Rede.

Der deutsche Kuba-Experte und Castro-Vertraute Heinz Dieterich glaubt hingegen nicht, dass Castro bereits tot ist: "Aber es ist zu vermuten, dass er bald stirbt." Dass dadurch das System Castro ins Wanken geraten könne, schließt der Hochschullehrer und Ideengeber der Linken in Lateinamerika jedoch aus. Allerdings müsse Präsident Raúl Castro erkennen, dass die Menschen auf Kuba ein höheres Tempo als bisher bei den Veränderungen einforderten: "Die kubanische Führung hat nur ein begrenztes Zeitfenster zur Verfügung, um die nötigen Reformen umzusetzen", betont Dieterich.

Diese Reformen könnten von außen beschleunigt werden, wenn die neue US-Regierung ihre Ankündigung wahrmacht und Reisebeschränkungen aufhebt und Geldtransfers erleichtert. Das würde den Veränderungsdruck auf die Führung in Havanna erhöhen. Dass das seit fast 47 Jahren bestehende Embargo gegen die Insel aufgehoben wird, ist hingegen nicht sehr wahrscheinlich. Das kann nicht der Präsident tun, sondern muss der US-Kongress mit einer qualifizierten Mehrheit aus Demokraten und Republikanern beschließen.

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