Terrorgefahr in Berlin

Wieder wird in Deutschland ein Terrorverdächtiger gefasst. Welche Art Anschlag der mutmaßliche IS-Anhänger geplant haben könnte, ist unklar. Verbindungen zum spektakulären Leipziger Fall Al-Bakr sehen die Behörden zunächst nicht. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.

Plante der in Berlin festgenommene Verdächtige einen Anschlag in Deutschland?

Die Behörden hatten einen Hinweis auf einen möglicherweise zeitnah bevorstehenden Anschlag. Deshalb griffen sie am Mittwochabend zu. Was für eine Art Attentat es sein könnte, wird untersucht. Nach Informationen des "Focus" soll der Verdächtige ein Messerattentat in Berlin geplant haben - für kommenden Montag. In einem Telefonat mit seinem IS-Kommandanten habe er eine Freigabe bekommen. Der US-Geheimdienst habe das Gespräch abgehört und das Bundesamt für Verfassungsschutz informiert. Anders als im Fall Al-Bakr wurde nach Angaben aus Sicherheitskreisen zunächst kein Sprengstoff gefunden.

Wie wird der Fall in Sicherheitskreisen eingeschätzt?

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU ) sagte: "Das war ein wichtiger Fall." Der Mann sei schon länger vom Verfassungsschutz beobachtet worden. In Sicherheitskreisen hieß es, man könne aber wohl nicht von einem zweiten Fall Al-Bakr sprechen.

Gibt es einen Zusammenhang zu Al-Bakr?

Direkt zusammengearbeitet haben die beiden wohl nicht. Berlins Verfassungsschutz-Chef Bernd Palenda sagte: "Es scheint zumindest so zu sein, dass es keine direkte Verbindung zu Al-Bakr gibt." Für eine abschließende Bewertung sei es aber zu früh. Sicherheitskreise gehen davon aus, dass der Mann ein Einzeltäter ist.

Reagieren die Behörden seit dem Fall Al-Bakr anders?

Sie sind vor diesem Hintergrund jetzt auf jeden Fall sensibler. Bei Hinweisen handeln sie schneller. Der Zugriff am Mittwochabend sei nötig gewesen, da Gefahr im Verzug gewesen sei, teilte die Polizei mit. Auslöser sei ein konkreter Hinweis gewesen.

Wie kam man dem Verdächtigen auf die Spur?

Ein befreundeter Sicherheitsdienst gab bereits Mitte Oktober einen Hinweis auf den Mann. Daraufhin wurde er überwacht und abgehört. Bis zuletzt sei aus der Kommunikation aber nicht hervorgegangen, mit welchen Mitteln ein Attentat verübt werden sollte. Das soll nun auch durch die Auswertung von Handys und Computern geklärt werden.

Was weiß man über den Mann?

Laut Polizei behauptet er, 27 Jahre alt, Syrer und seit 2015 in Deutschland zu sein. Sicherheitskreisen zufolge hat sich der Mann, der den Namen Ashraf Al-T. nutzte, als Kriegsflüchtling ausgegeben. Er sei in Tunesien geboren und habe in Berlin bei einem Flüchtlingshelfer gelebt. Ob er sich selbst radikalisierte und welche Kontakte er zum IS in Syrien genau hatte, ist unklar.

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