Tebartz-van Elst wollte ein Brückenbauer sein

Limburg · Einen Hoffnungsträger für die alternde Kirche haben Gläubige im Limburger Bischof Tebartz-van Elst gesehen. Doch von den großen Erwartungen ist nicht viel übrig geblieben.

Bei seiner Berufung zum Bischof von Limburg kündigte Franz-Peter Tebartz-van Elst vor knapp sechs Jahren einen "Brückenbau zwischen Bewährtem und Neuem, zwischen Umbruch und Aufbruch" an. Das ist ihm gründlich misslungen.

Die Affäre um seinen Erste-Klasse-Flug zu den Armen in Indien, ein Antrag auf Strafbefehl wegen Falschaussage, der Vorwurf des autoritären Führungsstils und die Kostenexplosion seines neuen Amtssitzes haben den Oberhirten isoliert - auch in seiner Kirche. Im Januar 2008 sah das noch anders aus. Damals wurde der jüngste Diözesanbischof Deutschlands - seinerzeit 48 - auch als Hoffnungsträger für die alternde Kirche gefeiert. Das Amt wäre wohl für jeden Neuen eine Herausforderung gewesen. Denn es ging um die Nachfolge des beliebten und bescheidenen Franz Kamphaus, der das auf Rheinland-Pfalz und Hessen verteilte Bistum mit seinen 650 000 Katholiken fast 25 Jahre lang geprägt hatte.

Tebartz-van Elst gilt als konservativ und linientreu. Als Leiter der Ehe- und Familienkommission der Bischofskonferenz bezieht er klar Position gegen eingetragene Lebenspartnerschaften. Basis aller Religionen sei die Ehe von Mann und Frau. Der Bischof zelebriert prunkvolle Messen, genießt die Insignien des Amtes. Und er bringt sich ein in die schon vor seinem Antritt begonnenen Planungen für den Bischofssitz - der 31 Millionen Euro kostet, ein Vielfaches der veranschlagten Summe.

Er versteht den Wirbel nicht

Den Wirbel um den Vorgang kann er nicht verstehen, lädt Gläubige zur Besichtigung des Limburger "Palazzo Prozzo" ein. Seine Selbstwahrnehmung ist eine andere als die der Öffentlichkeit, der Bischof sieht sich als bescheiden an, lässt ausrichten, er trage die liturgische Kleidung seiner Vorgänger.

Tebartz-van Elst hat nicht nur Kritiker. Wegbegleiter und sogar Gegner loben ihn als freundlichen Zeitgenossen und guten Zuhörer. Der Bischof gilt als fleißig und hochgebildet. Seine Dissertation schrieb er über die Erwachsenentaufe, seine Habilitation über die Gemeinde in der mobilen Gesellschaft. Seine Wurzeln liegen in Kevelaer am Niederrhein, wo er 1959 als zweites von fünf Kindern einer Bauernfamilie geboren wurde. In Münster und Freiburg studierte er Philosophie und Theologie, später lehrte er in Münster und Passau. 2003 wurde er zum Weihbischof ernannt - und erwarb sich den Ruf, immer dort zu sein, wo Menschen Beistand brauchen.

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