Super-Gau für die CDU

Berlin. Der "Hamburger", der im Konrad-Adenauer-Haus serviert wird, bleibt um 18 Uhr den wenigen CDU lern fast im Hals stecken. Minus 20 Prozent bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg - mit einer herben Niederlage hat in der Berliner Parteizentrale ja jeder gerechnet, "aber das ist ein Supergau", sagt einer von der sonst so jubeleifrigen Jungen Union

Berlin. Der "Hamburger", der im Konrad-Adenauer-Haus serviert wird, bleibt um 18 Uhr den wenigen CDU lern fast im Hals stecken. Minus 20 Prozent bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg - mit einer herben Niederlage hat in der Berliner Parteizentrale ja jeder gerechnet, "aber das ist ein Supergau", sagt einer von der sonst so jubeleifrigen Jungen Union.Eckart von Klaeden, Präsidiumsmitglied und Staatsminister im Kanzleramt, hat den Schwarzen Peter gezogen. Er ist der Promi, der als erster das Debakel erklären muss. Und er ist der einzige aus der Führungsspitze der Partei, der sich überhaupt auf der "Wahlparty" der CDU blicken lässt. Kein Wunder, wer will schon freiwillig vor den Kameras und Journalisten ein solches Resultat begründen? Klaeden spricht von einem "schweren Schlag", aber er beeilt sich zu betonen, dass der Wahlausgang keine Folgen für die Union im Bund haben werde. So sieht es auch Generalsekretär Hermann Gröhe (Foto: dapd). Als er um 18.25 Uhr vor die Presse tritt, werden schnell die Jubelbilder aus der SPD-Zentrale abgeschaltet, die gerade über die Bildschirme flimmern.

Es sei eine "schwere Niederlage", räumt Gröhe ein. Er ergänzt: "Für die CDU in Hamburg." Die Richtung ist damit vorgegeben: Die Schuld für das Debakel ist an der Elbe zu suchen, nicht an der Spree. Trotzdem stellen sich Fragen: Hat zum Beispiel die Affäre von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) die Talfahrt der Union beschleunigt? "Es hat große Zustimmung zum Wahlkämpfer Guttenberg gegeben", wehrt Gröhe ab.

Das neue Feindbild der Union sind freilich die Grünen, die die Koalition in der Hansestadt haben platzen lassen und die im Bund als "Dagegen-Partei" gescholten werden. Für die Handvoll Unionsanhänger im Konrad-Adenauer-Haus ist die einzige Freude, dass diese Grünen die Regierungsbeteiligung im Norden verpasst haben. Gröhe wird gefragt: Sind nach der Erfahrung in Hamburg schwarz-grüne Bündnisse erst einmal passé? Der Generalsekretär verweist auf die Zusammenarbeit anderswo, zum Beispiel im Saarland. Offenbar will Gröhe, der als Freund von Schwarz-Grün gilt, eine innerparteiliche Debatte darüber vermeiden. Gelingen dürfte ihm das nicht.

Wenige Kilometer entfernt blickt man nur in strahlende Gesichter. Im Thomas-Dehler-Haus der FDP wird gejubelt. Im Erfolg wollen sich viele sonnen, allen voran Parteichef Guido Westerwelle, hinter ihm grinsen Gesundheitsminister Philipp Rösler und Staatsministerin Cornelia Pieper um die Wette. Die Parole für die Parteioberen lautet: Freuen ja, aber bitteschön mäßig, um nicht nach den Querelen der letzten Monate überheblich zu wirken. Generalsekretär Christian Lindner hält sich daran. Der Wiedereinzug in die Bürgerschaft sei "ein schöner Erfolg", sagt er bescheiden, "wir wissen, wir sind auf einer Art Bewährungsprobe". Für Westerwelle ist es ein Sonntag wie aus dem Bilderbuch. Erst als Außenminister die beiden im Iran festgehaltenen Reporter nach Hause geholt, dann als Partei-Vorsitzender den Wahlerfolg in Hamburg eingefahren - der Minister hat einen Lauf.

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