Ab nächster Woche Sultanat Brunei droht Schwulen mit Tod durch Steinigung

Kuala Lumpur · (dpa) Im Sultanat Brunei droht Homosexuellen künftig die Todesstrafe, und zwar auf besonders grausame Art: Wer sich beim Geschlechtsverkehr erwischen lässt, muss damit rechnen, zu Tode gesteinigt zu werden.

 Der Sultan von Brunei, Hassanal Bolkiah, hat die Scharia eingeführt.   Foto: XinHua/dpa

Der Sultan von Brunei, Hassanal Bolkiah, hat die Scharia eingeführt. Foto: XinHua/dpa

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Die mittelalterliche Strafe kann ab nächster Woche verhängt werden. Grundlage dafür ist die Scharia, die islamische Rechtsprechung. International gibt es massive Kritik. Auch Ausländer müssen aufpassen. Das Auswärtige Amt mahnte, sich vor einer Reise nach Brunei zu informieren.

In dem Kleinstaat auf der südostasiatischen Insel Borneo mit knapp einer halben Million Einwohnern ist die große Mehrheit muslimischen Glaubens. Seit einiger Zeit sind dort konservative islamische Kräfte auf dem Vormarsch. Der autoritär regierende Sultan Hassanal Bolkiah – mit einem Vermögen von vielen Milliarden Euro einer der reichsten Monarchen der Welt – begann schon 2014 damit, die Scharia einzuführen. Am kommenden Mittwoch werden die Gesetze verschärft.

Schwule und Lesben werden in der ehemaligen britischen Kolonie seit Langem unterdrückt. Bislang steht auf homosexuelle Beziehungen bis zu zehn Jahre Haft. Homosexualität war auch schon zu Kolonialzeiten offiziell verboten. Vom 3. April an kann Sex zwischen Männern oder Sex zwischen Frauen nun mit öffentlichen Züchtigungen durch den Stock bestraft werden – oder auch, wenn das Gericht der Meinung ist, besonders hart urteilen zu müssen, mit der Todesstrafe.

Verschärft werden auch die Strafen für Diebstahl: Künftig müssen Diebe damit rechnen, dass ihnen Hände und Beine amputiert werden. Amnesty International appellierte an Brunei, auf solch „grausame und unmenschliche Strafen“ zu verzichten – ohne große Aussicht auf Erfolg. Auch Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz protestierte. In Brunei gab es in jüngerer Zeit mehrfach Todesurteile. Hingerichtet wurde aber schon seit Jahren niemand mehr.

Im Unterschied zu anderen südostasiatischen Ländern spielt Tourismus in dem Sultanat keine große Rolle – also auch Sex-Tourismus nicht. Trotzdem können auch Ausländer nach Scharia-Recht verurteilt werden. Das Auswärtige Amt warnt: „Einzelne Straftatbestände im Scharia-Recht betreffen auch Nicht-Muslime – insbesondere, wenn ein beteiligter Teil Muslim ist.“ Auf Homosexualität steht auch in anderen islamischen Ländern wie Saudi-Arabien oder dem Iran die Todesstrafe.

Der Sultan von Brunei hat mit drei verschiedenen Frauen insgesamt zwölf Kinder. Der 72-Jährige, der bereits seit 1967 regiert, lebt in einem riesigen Palast mit mehr als 1700 Zimmern. Die konservative Auslegung des Korans steht in einem gewissen Gegensatz zum eigenen, sehr luxuriösen Lebensstil. Die New York Times schrieb kürzlich, der Sultan habe einen „Ruf der Extravaganz, mit einer Vorliebe für Autos, Häuser, Mätressen und erotische Statuen“.

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