Studie fordert schnelle Milliarden für Bildung

Berlin · Kindergärten und Schulen sind wichtig für die Chancen von Jungen und Mädchen – erst recht, wenn sie als Asylsuchende gekommen sind. 3,5 Milliarden Euro für die Bildung fordern Wirtschaftsforscher – schnell.

Für die vielen jungen Flüchtlinge in Deutschland sind laut einer Studie kurzfristig Milliarden für die Bildung nötig - für den Staat macht sich dies aber auch wieder bezahlt. Schon im nächsten Jahr dürften zusätzliche 3,45 Milliarden Euro für Kindertagesstätten, Schulen , Berufsausbildung und Hochschulen erforderlich sein, davon 42 Millionen im Saarland. Das geht aus dem gestern in Berlin vorgestellten "Bildungsmonitor 2016" hervor, den das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag der arbeitgeberfinanzierten Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt hat. Gebraucht würden etwa 98 500 weitere Kita-Plätze und Lehrer für 200 000 zusätzliche Schüler.

"Die Länder müssen der Bildung in den öffentlichen Haushalten einen höheren Stellenwert einräumen", sagte Studienleiter Axel Plünnecke. Aus humanitärer Sicht sei dies geboten. "Auch fiskalisch können sie sich langfristig über eine bessere Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge rechnen", erläuterte der IW-Forscher. Er verwies etwa auf eingesparte Sozialleistungen und zusätzliche Steuereinnahmen. INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr sagte, der schnellste Weg in die Gesellschaft führe über gute Bildung und Ausbildung.

Aktuell gebe es bei der Integration aber sogar Rückschritte, heißt es in der Studie. So sei der Anteil ausländischer Kinder, die die Schule abbrechen, binnen eines Jahres von 10,7 Prozent auf nun 11,9 Prozent gestiegen. Die Wirtschaftsforscher empfehlen, dass möglichst alle Flüchtlingskinder im entsprechenden Alter in Kitas gehen. Erzieher sollten für das Vermitteln von Deutsch als Fremdsprache qualifiziert werden. Möglichst rasch sollten Flüchtlingskinder in reguläre Klassen kommen. An Hochschulen, an denen im nächsten Jahr 17 000 zusätzliche Studenten zu erwarten seien, sollte es etwa Sprachkurse geben.

Im jährlichen Vergleich der Bildungssysteme der Bundesländer liegen laut Studie erneut Sachsen, Thüringen und Bayern auf den ersten drei Plätzen. Baden-Württemberg und Hamburg folgen. Auf den drei letzten Plätzen des Ländervergleichs landen Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Berlin .

Das Kölner Institut untersucht für den "Bildungsmonitor" mehrere Faktoren, die den Beitrag des jeweiligen Bildungssystems zur Fachkräftesicherung für die Wirtschaft beschreiben sollen.

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Hintergrund Das Saarland steht auf Platz sechs der Länderstudie - und auf dem Spitzenplatz bei Bildungs-Fortschritten seit 2013. Saar-Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ) zeigte sich erfreut. "Im Saarland entscheidet nicht die soziale Herkunft über den Bildungserfolg", kommentierte der Minister ein Ergebnis der Studie. Dass im Saarland mehr ausländische Schüler zum Abitur kommen als anderswo, begrüßte auch die Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände (VSU). Dies bestätige staatliche und wirtschaftliche Initiativen zur Bildungsintegration im Land. Angesichts auch negativer Ergebnisse, etwa zur geringen Zahl gebundener Ganztagsschulen, forderten die Saar-Grünen die Landesregierung zum Handeln auf. kes

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