Vor allem Frauen Studie: Deutsche Rentner sind massiv benachteiligt

Paris · Vor allem für Frauen und Geringverdiener sieht es hierzulande bei der Altersversorgung schlecht aus.

Symbolbild

Foto: picture alliance / dpa/Andreas Gebert

Das deutsche Rentenniveau liegt deutlich unter dem Schnitt der meisten Industriestaaten. Das geht aus einer gestern vorgestellten Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. Demnach können künftige deutsche Rentner vom Staat im Mittel nur 51 Prozent des derzeitigen durchschnittlichen Nettoeinkommens erwarten. Im OECD-Durchschnitt liegt das Rentenniveau bei 63 Prozent. Schlechter als in Deutschland sieht es nur noch in Mexiko, Polen, Chile, Großbritannien und Japan aus.

Den Angaben zufolge werden hierzulande vor allem Frauen und Geringverdiener massiv benachteiligt. Was die Frauen angeht, belegt die Bundesrepublik unter den 35 OECD-Ländern einen traurigen letzten Platz: Nirgendwo sonst erhalten sie im Vergleich zu Männern so wenig Rente, durchschnittlich nicht einmal halb so viel. Das Risiko für Altersarmut sei damit für deutsche Frauen „besonders hoch“, schreiben die Autoren. Geringverdiener bekommen 55 Prozent ihres früheren Lohns aus der Rentenkasse, während es im OECD-Schnitt 73 Prozent sind.

Die Linke sprach angesichts dieser Zahlen von einer „Bankrott­erklärung für die Rentenpolitik in Deutschland“. Parteichef Bernd Riexinger nannte die Benachteiligung von Geringverdienern und Frauen einen „Skandal“. Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert „dringend ein höheres Rentenniveau“.

Von Altersarmut sind laut Studie noch weitere Gesellschaftsgruppen betroffen: Vor allem Selbstständige, die in neuen Arbeitsformen wie dem sogenannten Crowdworking arbeiteten; dabei vergeben Firmen einzelne Aufträge über Internetbörsen. Aber auch Alleinerziehende mit Lücken in ihrer Erwerbsbiographie seien benachteiligt.

Falls sich Union und SPD zu einer Neuauflage ihrer Koalition durchringen, dürfte das Thema Rente viel Konfliktpotenzial bieten. Die CDU will zunächst eine Kommission einsetzen, die SPD pocht auf eine Stabilisierung des Rentenniveaus.