Stress im Job kostet das Land zehn Milliarden

Berlin/Saarbrücken. Hoher Arbeits-Stress in allen Branchen kostet die deutsche Wirtschaft durch Fehltage jährlich zehn Milliarden Euro. Und psychische Belastungen sind heute mit 42 Prozent die Hauptursache für die Frühverrentung von Arbeitnehmern. Das sind zwei zentrale Daten aus dem "Stress-Report 2012", den die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin gestern vorlegte

Berlin/Saarbrücken. Hoher Arbeits-Stress in allen Branchen kostet die deutsche Wirtschaft durch Fehltage jährlich zehn Milliarden Euro. Und psychische Belastungen sind heute mit 42 Prozent die Hauptursache für die Frühverrentung von Arbeitnehmern. Das sind zwei zentrale Daten aus dem "Stress-Report 2012", den die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin gestern vorlegte. Demnach verkraftet ein großer Teil der Beschäftigten die Dauerbelastung durch Zeitdruck, ständige Unterbrechungen und Monotonie zunehmend schlechter. Zugleich hätten sich aber die Anforderungen im Berufsalltag seit der letzten Befragung 2005/2006 "auf hohem Niveau" kaum verändert.

Nach der Studie, für die fast 18 000 Arbeitnehmer befragt wurden, sind Termin- und Leistungsdruck in Deutschland höher als im Schnitt der 27 EU-Länder. Jeder zweite Befragte (52 Prozent) hierzulande klagt darüber. Fast jeder Zweite (44 Prozent) wird bei der Arbeit durch Telefonate und E-Mails unterbrochen. Knapp 60 Prozent fühlen sich belastet durch Multitasking, das Erledigen verschiedener Aufgaben gleichzeitig. Häufig schadet der Stress der Gesundheit: 17 Prozent der Befragten fühlten sich in den letzten zwölf Monaten während der Arbeit häufig körperlich und emotional erschöpft. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse Saar war 2011 jeder dort Versicherte statistisch 2,3 Tage wegen psychischer Probleme arbeitsunfähig. Im Jahr 2000 habe der Wert noch bei 1,3 Tagen gelegen.

Auch Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) verwies auf die hohen Ausfallzahlen. 2011 seien bundesweit 59 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Erkrankungen registriert worden - "ein Anstieg um mehr als 80 Prozent in den letzten 15 Jahren". Die Ministerin rief Arbeitgeber und Gewerkschaften auf, gemeinsam gegen Stress im Job zu kämpfen. Die Tarifpartner konnten sich gestern jedoch nicht auf eine Erklärung gegen Psycho-Stress verständigen. Während der Deutsche Gewerkschaftsbund auf eine Anti-Stress-Verordnung pocht, ist dies aus Sicht des Arbeitgeberverbands "weder sinnvoll noch notwendig". epd/dpa/afp/red

Foto: dapd

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