Starten und Landen wird bald billiger

Brüssel. Zwei Milliarden Euro zahlen Passagiere und Fluggesellschaften, die auf der großen deutschen Airports starten oder landen, jährlich in die Kassen der Betreiber. Das soll nun spürbar weniger werden. Am heutigen Donnerstag verabschiedet das Europäische Parlament ein eher unscheinbar wirkendes Gesetz zur Harmonisierung der Flughafengebühren

 Auch am Flughafen Hahn wird die Billigfluggesellschaft Ryanair neue Preise anbieten. Foto: dpa

Auch am Flughafen Hahn wird die Billigfluggesellschaft Ryanair neue Preise anbieten. Foto: dpa

Brüssel. Zwei Milliarden Euro zahlen Passagiere und Fluggesellschaften, die auf der großen deutschen Airports starten oder landen, jährlich in die Kassen der Betreiber. Das soll nun spürbar weniger werden. Am heutigen Donnerstag verabschiedet das Europäische Parlament ein eher unscheinbar wirkendes Gesetz zur Harmonisierung der Flughafengebühren. "Doch das hat es in sich", verspricht der Verkehrsexperte der SPD-Parlamentsfraktion, Ulrich Stockmann.

Bislang konnten die Flughafen-Gesellschaften nämlich mehr oder weniger frei ihre Tarife in Gesprächen mit den Bundesländern durchsetzen und dann bei den Airlines eintreiben. Mit unterschiedlichen Auswüchsen: So gilt Frankfurt Rhein/Main, Deutschlands Drehkreuz Nummer Eins, als siebtteuerster Flughafen der Welt. Ein Beispiel: Die Betreuung eines behinderten Fluggastes wird hierzulande mit einem Euro in Rechnung gestellt, im niederländischen Amsterdam Schiphol verlangt der Betreiber nur 22 Cent. Die größten Ausgabenbrocken sind aber die Abschläge für die Sicherheitskontrollen, das Check-In oder die Gepäckabfertigung. Einige Billig-Flieger wie EasyJet oder Ryanair kassieren deshalb von ihren Gästen bis zu zehn Euro extra, wenn diese einen Koffer aufgeben wollen.

"Willkürliches Preisdiktat"

Eine separate EU-Richtlinie vom Juli dieses Jahres verbietet diese Zusatzbeträge zwar nicht, fordert aber die deutliche Nennung schon bei der Buchung. Dazu zählen auch Extra-Beträge für die Sitzplatzreservierung oder Kreditkartenzahlung.

Alle 69 europäischen Flughäfen mit mehr als fünf Millionen Reisenden pro Jahr werden von der EU nun gezwungen, "das teilweise willkürliche Preisdiktat" (Stockmann) zu beenden und "kostenbezogen und fair zu rechnen". Auch die bisher verbreitete Praxis, unterschiedlichen Fluggesellschaften unterschiedliche Gebühren in Rechnung zu stellen, muss auslaufen. Eine unabhängige nationale Aufsichtsbehörde kann im Streitfall zur Schlichtung angerufen werden. In Deutschland sind die Airports Berlin-Schönefeld und Tegel, Düsseldorf, Frankfurt Rhein/Main, Hamburg, Hannover, Köln/Bonn, München und Stuttgart betroffen.

Experten bezweifeln allerdings, ob das Einschreiten Brüssels viel bringt. In einer wissenschaftlichen Studie der Universität Dortmund heißt es offen: "Landes- und Bundesbehörden haben keinen Durchblick. Wer das aufdröseln will, muss viel Arbeit investieren." Ohne erkennbaren Zwang hätten die Betreiber der Großflughäfen beispielsweise zwischen 2001 und 2005 die Gebühren um 21 Prozent angehoben, obwohl diese - so der Bundesverband deutsche Fluggesellschaften - eigentlich hätten sinken müssen "Man dreht gnadenlos an der Gebührenschraube", sagt ein ehemaliger Flughafen-Manager, der ungenannt bleiben will. Offenbar befürchtet auch die Binnenmarkt-Abteilung der Kommission, dass mit der Neuregelung die "Abzocke" (Stockmann) noch nicht völlig vorbei ist. Spätestens in zwei Jahren will man das jetzige Gesetz noch einmal überprüfen.

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