Städte bekommen Milliarden für SanierungenMüller will Mittel für Ausbau von Ganztagsschulen nutzen
Berlin. Dass jetzt Bürgermeister wie kleine Götter durch die Städte laufen und "mit segnender Hand" hier einen Schulneubau verkünden, dort eine neue Fußgängerzone versprechen - dieses Bild hält der Präsident des Städtetages und Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) für weit übertrieben
Berlin. Dass jetzt Bürgermeister wie kleine Götter durch die Städte laufen und "mit segnender Hand" hier einen Schulneubau verkünden, dort eine neue Fußgängerzone versprechen - dieses Bild hält der Präsident des Städtetages und Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) für weit übertrieben. Sein Anteil am zehn Milliarden Euro dicken kommunalen Investitionsprogramm, das das Kabinett gestern verabschiedete, reiche zum Beispiel gerade mal, um in der bayerischen Landeshauptstadt zwölf Schulen energetisch zu sanieren. Dennoch wurde um die Konjunktur-Milliarden bis zuletzt gestritten. Denn einige Länder hatten, so Ude, "klebrige Finger". Ursprünglich hatte die Koalition beschlossen, dass die Finanzspritze "überwiegend" den Städten und Gemeinden zugute kommen solle. Ein Anteil von 75 Prozent schwebte der Regierung vor. Doch aus Niedersachsen hieß es, 51 Prozent für die Kommunen sei auch überwiegend, und Baden-Württembergs Finanzminister Willi Stächele assistierte: Die Schlüsselthemen der Zukunft lägen auf Landesebene, nämlich zum Beispiel bei Hochschulen und Forschung. Dorthin müsse das Geld fließen, weshalb der Bund die Verteilung den Ländern überlassen solle. Erst am Montag fand man bei einem Gespräch im Berliner Finanzministerium mit den Ländern eine Einigung. Jetzt kriegen die Städte 70 Prozent, die Länder 30 Prozent, und damit zeigte sich Ude denn auch "sehr zufrieden". Der Bund schloss mit den Ländern außerdem eine Verwaltungsvereinbarung ab, die die Umsetzung regelt. Nach dem Text, der unserer Zeitung vorliegt, sollen 65 Prozent des Geldes für den Bereich Bildung ausgegeben werden, von Kitas über Schulen (auch für private Träger) bis zu Hochschulen, und 35 Prozent für Infrastrukturmaßnahmen, etwa in Lärmschutzwände. Die Förderung gilt nur bis Ende 2010. Die Kommunen müssen jeweils einen Eigenanteil beisteuern. In der Verwaltungsvereinbarung ist dieser jedoch nicht festgelegt. Die Länder verpflichten sich darin aber, auch finanzschwächeren Kommunen die Chance auf eine Teilnahme an dem Programm zu geben, indem sie deren Eigenanteil übernehmen. Die Länder sollen aus ihren Mitteln das Programm um 3,3 Milliarden Euro aufstocken, so dass es insgesamt 13,3 Milliarden Euro umfasst. Alle Projekte müssen "zusätzlich" sein, und die Verwendung muss nachgewiesen werden. Finanzschwache Kommunen gibt es laut Ude trotz der zuletzt stark gestiegenen Einnahmen der Kämmerer noch zuhauf. Die Entwicklung sei eben sehr unterschiedlich gelaufen. Die armen Städte sorgten dafür, dass sich 2008 die von den Städten aufgenommenen Kassenkredite zur Deckung laufender Ausgaben weiter erhöht haben, auf fast 30 Milliarden Euro. Weil die reicheren Städte große Überschüsse erwirtschafteten, blieb die Kommunalebene insgesamt im letzten Jahr aber schuldenfrei und erzielte sogar ein Plus von 9,5 Milliarden Euro. 2009 erwarten die Städte starke Einnahmeeinbrüche, vor allem bei der Gewerbesteuer (minus 9,1 Prozent). Dank der Finanzspritze des Bundes können sie trotzdem ihre Investitionen noch einmal steigern und so Arbeitsplätze sichern. Schnell müsse das Programm jetzt umgesetzt werden, forderte Ude, am besten, indem die Länder das Geld pauschal an die Stadtkämmerer überwiesen. Projekte, etwa zur Gebäudesanierung, lägen genug in den Schubladen. Für die notwendige Kontrolle, dass das Geld nicht in den Gemeindehaushalten versickert, werde auch die Öffentlichkeit sorgen. Die Begehrlichkeiten seien groß. Ude: "Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten in den Stadtparlamenten überall sehr lebhafte Diskussionen erleben."Saarbrücken. Saar-Ministerpräsident Peter Müller (CDU) will bei den Landesprojekten im Rahmen des saarländischen Konjunkturprogramms einen Schwerpunkt im Hochschulbereich setzen. Müller teilte gestern mit, dass mit dem Programm eine Galerie an der Hochschule für Bildende Künste vorgesehen sei, was eine Million Euro koste. Ferner wolle man mit neun Millionen Euro den Neubau einer Kulturbibliothek an der Hochschule für Musik Saar finanzieren. Auf kommunaler Ebene sollen rund neun Millionen Euro in die Qualitätssicherung von Kindertageseinrichtungen fließen. Für die Sanierung und Modernisierung von Schulgebäuden seien 26,5 Millionen Euro eingeplant. Die Ausstattung von Funktionsräumen für so genannte MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) soll mit 13 Millionen Euro verbessert werden. Schließlich sollen die Ganztagsschulen mit weiteren 16,5 Millionen Euro ausgebaut werden. Bei Kliniken und Hochschulen sind laut Müller energetische Maßnahmen für 15 Millionen Euro vorgesehen. Ferner plane man Neubauten im Saarland: ein Praktikumsgebäude für Chemie an der Saar-Uni und eine Multifunktionshalle an der Landessportschule mit Kosten von je fünf Millionen Euro. nof "Einige Länder hatten klebrige Finger."Christian Ude (SPD), Präsident des Städtetages
Auf einen BlickMit einem zweiten Hilfspaket gegen die Wirtschaftskrise von rund 50 Milliarden Euro summieren sich die Maßnahmen in Deutschland auf bis zu 90 Milliarden Euro. Entlastungen: Anfang Oktober beschloss die Koalition Entlastungen für Familien und Unternehmen - mehr als sechs Milliarden Euro in diesem Jahr und jährlich fast 14 Milliarden Euro von 2010 an. Durch die Wiedereinführung der alten Pendlerpauschale ergeben sich weitere Entlastungen von 7,5 Milliarden Euro. Banken-Paket: Im Eilverfahren drückten Union und SPD im Oktober ein 480-Milliarden-Euro-Rettungspaket für Banken durch. Es sieht Bürgschaften von 400 Milliarden Euro vor. Konjunkturpaket I: Anfang November brachte die Bundesregierung das erste Konjunkturpaket auf den Weg. Es umfasst gut elf Milliarden Euro und soll 2009 und 2010 durch gezielte Maßnahmen der öffentlichen Hand Investitionen und Aufträge von Unternehmen, Privatleuten und Kommunen anschieben helfen. dpa