Staatsanwaltschaft bricht Schweigen im Fall Edathy

Hannover · Nach tagelangen Spekulationen im Fall Edathy hat sich nun erstmals die Staatsanwaltschaft zu Wort gemeldet und Details bekannt gegeben. Die Ermittler sind empört über die Indiskretionen.

Es ist Freitagmorgen, kurz nach elf Uhr. In Hannover sitzt der Leiter der Staatsanwaltschaft, Jörg Fröhlich, vor vielen neugierigen Journalisten. Tagelang schwieg die Behörde zu den Hintergründen für die Hausdurchsuchungen bei Sebastian Edathy. Tagelang machten nur Spekulationen die Runde. Nun ist es offiziell: Fröhlich berichtet ausführlich, was Edathy vorgeworfen wird. Der SPD-Mann soll sich über mehrere Jahre per Internet aus Kanada Videos und Fotos von nackten Jungen bestellt und Material heruntergeladen haben. Bilder aus dem Grenzbereich zur Kinderpornografie sollen es gewesen sein.

Edathy rechnete offenbar schon seit November mit einem Verfahren. Damals habe ein Anwalt in seinem Auftrag bei den Staatsanwaltschaften Berlin und Hannover und beim Landeskriminalamt Hannover nachgefragt, ob es ein Verfahren gegen Edathy im Zusammenhang mit Kinderpornografie gebe, teilt Fröhlich mit. Er macht seinem Unmut über die Informationswege in dem Fall Luft. "Wir sind fassungslos", sagt er. Inzwischen sei klar, dass Edathy vorgewarnt gewesen sei. Auf welchem Wege, ist unklar. Die Ermittler seien "hoffnungslos in der Hinterhand" gewesen, sagt Fröhlich. Bei den Durchsuchungen fanden sie kaum verwertbares Material. Das Verfahren stehe aber trotz der derzeit geringen Zahl an möglichen Beweisen nicht vor dem Ende. Fröhlich: "Es gibt weitere Ermittlungsansätze, über die ich Ihnen zurzeit nichts sagen kann."

Neben Edathy stehen in den Daten, die das Bundeskriminalamt (BKA) von der kanadischen Polizei erhalten hat, noch zahlreiche andere Namen aus Deutschland. Laut Medienberichten sollen es etwa 800 sein. Das BKA hat die Informationen über mutmaßliche deutsche Kunden des Pornorings an alle Landeskriminalämter (LKA) weitergeleitet.

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