Springer-Verlag verkauft seine Regionalzeitungen - Der Münchner Verleger Dirk Ippen im SZ-Interview

Saarbrücken · Der Springer Verlag hat angekündigt, sich von großen Regionalzeitungen wie Hamburger Abendblatt und Berliner Morgenpost, aber auch von dem Zeitschriftengeschäft zu trennen und die Objekte an die Funke-Gruppe zu verkaufen. SZ-Redakteur Joachim Wollschläger sprach darüber mit dem Münchner Verleger Dirk Ippen, Inhaber der fünftgrößten Zeitungsgruppe in Deutschland.

Wie bewerten Sie die Veränderungen bei Springer und der Funke-Gruppe?
Ippen: Es ist natürlich schon ein bedeutender Verkauf: Sowohl das Abendblatt als auch Hörzu waren mit die ersten Lizenzen, die Axel Springer bekommen hat. Rein von der Geschichte her ist es also schon ein Schritt, den Springer da unternimmt.

Trennt sich Springer damit mit Bereichen, für der Verlag keine Zukunft mehr sieht?
Ippen: Nein, das ist eher ein Verkauf, bei dem es zwei Gewinner geben könnte. Springer auf der einen Seite ist sehr stark von Amerika beeinflusst und börsennotiert - da ist Zeitung nicht mehr sexy, sondern es gilt, dass ein Verlag modern und digital sein muss. Und Springer hat da schon viel geleistet. Beispielsweise hat der Verlag mit Bild ja bereits eine Super-Marke sowohl in Print und als digitales Medium entwickelt. Auf der anderen Seite ist die Funke-Gruppe bereits sehr erfolgreich als Zeitschriftenunternehmen, insofern ist der Zeitschriftenzukauf sinnvoll. Und wenn man sagt, man ist Regionalzeitungsverlag, dann ist es sicherlich auch richtig, eine Top-Marke wie das Hamburger Abendblatt und die Berliner Morgenpost dazuzuholen. Bezeichnend finde ich auch, dass dieses Unternehmen, das immer so runtergeredet wurde, jetzt als Käufer auftritt. Dort scheint man also die Hausaufgaben gemacht zu haben.

Letztlich ist dies ja nun ein Glaubensstreit, ob die Zukunft der Medien gedruckt oder digital ist?
Ippen: Das ist das Interessante an der Sache, dass zwei Verlage auf unterschiedliche Pferde setzen - und ich bin der Überzeugung, dass beide Ansätze eine Zukunft haben. Das was Springer macht, wird eine Zukunft haben, ebenso das, was die Funke-Gruppe macht. Das mag zwar konventionelles Geschäft sein, aber ich bin überzeugt, dass solche Zeitungsmarken noch lange Bestand haben werden. Außerdem kann man solche Zeitungen auch digital vermarkten. Insofern ist es für beide sinnvoll.

Zeitungen im Internet leben bisher ja noch vornehmlich von überregionalen Meldungen. Muss der Digitalauftritt lokaler werden?
Ippen: Wie sich das entwickelt, ist noch völlig offen. Wir sind in einer Umbruchsituation. Da hat bisher noch keiner das Patentrezept. Ich bin überzeugt, dass es sich lohnt, in digitale Auftritte zu investieren. Wenn Zeitungen gute Inhalte haben, sind die Chancen gut, das auch bezahlt zu bekommen. Auf der anderen Seite bin ich überzeugt, dass im Lokalen die gedruckte Zeitung noch lange eine Zukunft haben wird.

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