SPD und Grüne jubeln, die Linke bläst Trübsal

Berlin. Als Klaus Wowereit um 18.33 Uhr auf die Bühne der szenigen "Kulturbrauerei" tritt, lässt die Regie hämmernde Techno-Rhythmen laufen. Hunderte stehen eng an eng, jubeln und klatschen mit. Auch Wowereit und Jörn Kubicki, der mit weit offenem Hemd neben seinem Lebenspartner im Rampenlicht steht. Es ist fast wie bei der Loveparade

Berlin. Als Klaus Wowereit um 18.33 Uhr auf die Bühne der szenigen "Kulturbrauerei" tritt, lässt die Regie hämmernde Techno-Rhythmen laufen. Hunderte stehen eng an eng, jubeln und klatschen mit. Auch Wowereit und Jörn Kubicki, der mit weit offenem Hemd neben seinem Lebenspartner im Rampenlicht steht. Es ist fast wie bei der Loveparade. Die Fete des Regierenden Bürgermeisters, der gelegentlich auch Regierender Partymeister genannt wird, geht weiter. Das desaströse Abschneiden der FDP ist bei den Sozialdemokraten der eigentliche Stimmungsmotor. Wann immer die 1,9 Prozent der Liberalen eingeblendet werden, brandet besonders lautstarker Jubel auf. Beim eigenen Ergebnis ist der Applaus eher verhalten. Wowereit geißelt, dass die FDP einen Anti-Euro-Wahlkampf geführt hat. Und er fordert den Rücktritt der Bundesregierung. Ihm sind die kommunalen Schuhe offenbar schon eine halbe Stunde nach Schließung der Wahllokale zu klein geworden. Taucht er jetzt auf der Bundesbühne auf? Die gesamte Spitzenriege der SPD steht im Saal, von Sigmar Gabriel bis Andrea Nahles. Wowereit sagt kein klares Wort zu der Frage, mit wem er koalieren will. Welche Präferenz die Basis der Berliner SPD hat, ist hingegen klar: Rot-Grün. Als ein Fernsehbild eingeblendet wird, wonach eine Koalition mit der Union mehr Sitze hätte, wird heftig gebuht.Bei den Grünen wirkt der Applaus fast trotzig, als die ersten Hochrechnungen über eine riesige Leinwand flimmern. Rund 300 Mitglieder und Sympathisanten haben sich im viel zu kleinen "Festsaal Kreuzberg" versammelt. In diesem Moment ist allen klar, dass es mit den ursprünglichen Zielen nichts wird, nicht mit der stärksten Partei und nicht mit Renate Künast (Foto: dpa) als Regierende Bürgermeisterin. Aber die Grünen sind zum Feiern wild entschlossen. "Das ist das beste Ergebnis, das wir bei einer Abgeordnetenhauswahl je hatten", ruft Künast unter großem Applaus in die Menge.

Im ehemaligen DDR-Traditionskino "Kosmos", nur ein paar Kilometer weiter östlich, ist die Stimmung dagegen ziemlich trübe: Dort hat sich die Linke versammelt. Ausgerechnet in ihrer Hochburg Berlin wird die Partei nun zum Auslaufmodell. Spitzenkandidat Harald Wolf wirkt verzweifelt. Ein paar Prozentpunkte verloren und die rot-rote Mehrheit futsch. "Leider", sagt Wolf. wk/vet

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