Spanier fiebern mit den Griechen mit
Madrid · Ähnlich wie in Griechenland ist die Arbeitslosigkeit in Spanien bei den unter 25-Jährigen dramatisch hoch. Das treibt die Jugend in die Arme von „Podemos“, einer radikal linken Partei – ähnlich wie Syriza in Griechenland.
Nicht nur aus Athen, wo das europakritische Linksbündnis Syriza am 25. Januar auf einen Wahlsieg zusteuert, kommen durchwachsene Nachrichten für Europa. Auch im Euro-Krisenland Spanien , wo ebenfalls 2015 gewählt wird, befindet sich mit der Partei Podemos ("Wir schaffen es") eine Bewegung im Aufwind, welche die bisherige Spar- und Reformpolitik der Europäischen Union in Frage stellt. Und die Griechenlands Syriza-Partei mit ihrem Spitzenkandidaten Alexis Tsipras als Vorbild sieht.
"Vorwärts, Alexis! Vorwärts Syriza!", feuert Spaniens Podemos-Chef Pablo Iglesias die griechische Linkspartei an. "2015 wird das Jahr des Wechsels in Spanien wie in Europa sein."
Auch Podemos, die zuweilen als "spanische Syriza" bezeichnet wird, hat durchaus Chancen, in Spaniens Parlamentswahl Ende 2015 ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Die Partei, die erst vor einem Jahr aus der Protestbewegung der "Empörten" entstand, könnte laut Wahlumfragen die Macht von Spaniens konservativem Regierungschef Mariano Rajoy gefährden.
Vor allem eine Serie von Korruptionsskandalen hat die Glaubwürdigkeit der regierenden konservativen Volkspartei wie auch der oppositionellen Sozialistischen Arbeiterpartei unterhöhlt. Dies treibt dem Podemos-Vorsitzenden Iglesias, welcher den Kampf gegen die "korrupte Kaste" zum Programm machte, die Wähler in die Arme. Europaskeptische und rechtspopulistische Parteien spielten in Spanien bisher keine Rolle: Die spanischen Unzufriedenen wählen links. Vor allem in der jüngeren Generation, wo wie in Griechenland jeder zweite arbeitsfähige junge Mensch unter 25 ohne Job ist, hat Podemos Anhänger. Aber auch die Empörung im Volk über Rajoys Axthiebe bei Bildungs-, Gesundheits- und Sozialausgaben hat Podemos erstarken lassen.
Programmatische Parallelen zwischen Syriza und Podemos sind nicht zu übersehen: Sie lehnen die von der EU diktierte Austeritätspolitik mit dem Rasenmäher ab, welche sie als sozial ungerecht und unausgewogen ansehen. Sie wollen in ihren südeuropäischen Ländern, die an horrender Arbeitslosigkeit (mehr als 20 Prozent) und wachsender Armut leiden, vor allem die Ausgaben für Sozialpolitik und Arbeitsbeschaffung hochfahren. Der Erfolg von Spaniens Podemos wird wohl ein wenig davon abhängen, was in Griechenland geschieht: Sollte Syriza die Macht erringen und das Land nicht tiefer ins Chaos steuern, könnte dies Podemos durchaus weiteren Auftrieb verleihen. Ein Scheitern Syrizas dürfte hingegen auch den Aufstieg der spanischen "Empörten"-Partei bremsen.