Spätes Geständnis nach der Öl-Katastrophe

New Orleans · Mehr als drei Jahre nach der Katastrophe an der Ölbohrinsel „Deep Water Horizon“ im Golf von Mexiko hat die Firma Halliburton zugegeben, Material vernichtet zu haben, das vielleicht eine Mitverantwortung bewiesen hätte.

Wenige Tage nach der Explosion auf der "Deep Water Horizon" erhielt Laborleiter Timothy Quick einen ungewöhnlichen Auftrag aus der Chefetage. Er möge zwei Simulationen durchführen, mit denen sich der Anteil des Halliburton-Konzerns an der Verantwortung für die Katastrophe am 20. April 2010 abschätzen ließe. Elf Menschen waren dabei ums Leben gekommen. Fünf Millionen Barrell Rohöl verpesteten den Golf von Mexiko. Quick kam in beiden Simulationen zum gleichen Ergebnis: Es machte keinen Unterschied, ob die BP-Ingenieure dem Layout-Vorschlag Halliburtons gefolgt wären oder die Quelle nach ihrem eigenen Plan anlegten. Das Problem war nicht das Design, sondern offenkundig der von Halliburton gelieferte Zement zum Verschließen des Bohrlochs.

Halliburton ließ die Ergebnisse auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Stattdessen versuchte der einst von Ex-Vizepräsident Dick Cheney geführte Konzern aus Texas vor Gericht, den Briten die alleinige Schuld für die größte Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko in die Schuhe zu schieben. Mit dem Argument, BP habe sich über die Empfehlungen für das Design des Bohrlochs hinweggesetzt. Drei Jahre nach Beginn der strafrechtlichen Ermittlungen um die Verantwortung für das Unglück räumt Halliburton nun ein, Beweismittel vernichtet zu haben. Das Justizministerium in Washington teilte mit, der Konzern werde bei dem anstehenden Strafverfahren seine Schuld anerkennen. Damit einher geht eine Strafe von 200 000 US-Dollar, drei Jahre Bewährung sowie eine "freiwillige" Zahlung an die "National Fish and Wildlife Foundation" von 55 Millionen US-Dollar.

Halliburton betonte in einer Mitteilung, im Gegenzug werde das Justizministerium die strafrechtlichen Ermittlungen gegen das Unternehmen einstellen. Die rechtlichen Probleme fangen für den Konzern nun aber erst richtig an. Hauptverantwortlich für die Katastrophe ist zwar BP. Dennoch muss sich Halliburton neben dem Strafrechtsverfahren gegen zivile Schadenersatzklagen wehren. Allein die Verstöße gegen den "Clean Water Act" könnten Forderungen von bis zu 20 Milliarden US-Dollar nach sich ziehen.

Mit dem Eingeständnis der Vernichtung von Beweismaterial hat sich die Position der Texaner in diesem Prozess nach Einschätzung von Analysten deutlich verschlechtert. "Das war ein weiterer schlechter Tag für Halliburton und ein guter für BP", meint Fadel Gheit, der für die Investmentbank Oppenheimer den Prozess verfolgt. Der Konzern aus Texas machte bereits Rückstellungen in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar für Schadenersatzforderungen aus dem Zivilverfahren. Wenn es für Halliburton schlecht läuft, dürfte diese Summe bei Weitem nicht ausreichen, um die Ansprüche zu bedienen.

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