„Siggi Pops“ Kraftakt zum Vizekanzler

Leipzig · Die Wahlniederlage gegen die Union lastet in der SPD kaum jemand dem Partei-Chef Sigmar Gabriel an. So wurde er gestern im Amt bestätigt – und soll die Genossen jetzt in die große Koalition führen.

Vielleicht wird sich Sigmar Gabriel eines Tages in die Riege der großen SPD-Vorsitzenden einreihen können. Ende 2015 wäre er sechs Jahre im Amt - und damit länger als all seine Vorgänger seit Willy Brandt. Doch dafür muss der 54-Jährige erst einmal den vor ihm liegenden Kraftakt meistern: die SPD unbeschadet in und durch eine große Koalition führen.

Als Hoffnungsträger war Gabriel Ende 2009 angetreten, um die von vier Jahren großer Koalition zermürbte und auf 23 Prozent abgestürzte Partei wieder aufzurichten. Gabriel schaffte es, wieder Ruhe in die SPD zu bringen. Teil zwei seines Projekts - die Geschlossenheit in Wählerstimmen umzumünzen und die Regierung zu übernehmen - scheiterte jedoch. Das erneut magere Bundestags-Wahlergebnis von 25,7 Prozent mochte dennoch kaum jemand in der Partei dem Vorsitzenden ankreiden. Jetzt soll Gabriel die SPD in die nächste große Koalition führen. Am Ende dürfte sich der frühere Pop-Beauftragte seiner Partei - weshalb er einst als "Siggi Pop" verspottet wurde - im Amt des Vizekanzlers wiederfinden, verknüpft möglicherweise mit einem Super-Ministerium für Wirtschaft und Energie.

Das wäre der bisherige Höhepunkt seiner Karriere. Geboren am 12. September 1959 in Goslar, studierte Gabriel in Göttingen Deutsch, Politik und Soziologie. 1990 wurde er in den niedersächsischen Landtag gewählt. Ende 1999 wurde Gabriel Ministerpräsident. 2005 schaffte er den Sprung in den Bundestag - und fand sich als Umweltminister im Kabinett der großen Koalition wieder.

Der Umstand, dass ihn in der SPD weder Parteilinke noch -rechte als einen der ihren ansehen, kann Gabriel jetzt beim Projekt große Koalition nützlich sein. 2017 könnte er dann den nächsten Schritt wagen: die Kanzlerkandidatur.

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