„Sie ist die klare Siegerin“

Berlin · Für die Berliner Politik hatte Hillary Clinton im TV-Duell klar die Nase vorn. Für den Kandidaten Donald Trump ist nicht einmal die CDU. Die Bundesregierung hielt sich gestern allerdings weitgehend mit Kommentaren zurück.

In den amerikanischen Umfragen direkt nach dem TV-Duell lag US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton deutlich vor Donald Trump . Und auch die Berliner Politik sah am Tag nach dem Schlagabtausch die Demokratin eindeutig vor dem Republikaner. Für den Kandidaten der Konservativen ist nicht einmal die CDU .

Norbert Röttgen (CDU ), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, befand: "Sie ist die klare Siegerin." Es habe in der Debatte keine Phase gegeben, wo Trump argumentiert oder klare Fakten gebracht hätte. Dass der Milliardär trotz seiner "Hasssprache und dem vollkommen Wirren" bei vielen US-Bürgern ankomme, nannte Röttgen einen "Ausdruck von Frustration". Der Koordinator der Bundesregierung für die transatlantischen Beziehungen, Jürgen Hardt (CDU ), betonte: "Wir haben eigentlich keine Argumente gehört, die wir bisher nicht auch im Wahlkampf schon öfters gehört haben." Er habe vermisst, "dass einer der Kandidaten versucht hätte, im politischen Lager des anderen oder in der unentschlossenen Mitte tatsächlich nach Stimmen zu fischen". Ansonsten hielt sich die Regierung gestern mit einer Kommentierung der Debatte zurück. Man will sich nicht einmischen in den US-Wahlkampf. Auf wenn man freilich im Kanzleramt künftig im Weißen Haus hofft, ist ein offenes Geheimnis - auf Clinton.

Einer, der sich auch die Nacht um die Ohren geschlagen hatte, um das Duell zu verfolgen, war SPD-Vize Ralf Stegner . Er kommentierte den Verlauf sogar live via Twitter . "Beinhart" sei die Diskussion gewesen, so Stegner. "Wer nach dieser Debatte einen Typen wie Trump zum Präsidenten wählt, ist nicht mehr zu retten. Ahnungslos und gefährlich." Und: "Hillary wurde immer besser, je länger es dauerte."

Auch der Vizepräsident des Europaparlaments, Alexander Graf Lambsdorff (FDP ), sah Clinton klar vorne. Er zeigte sich aber skeptisch, ob das viel verändert. Trump gehe es um die Mobilisierung seiner Wähler, die genau wie er in einer eigenen Welt lebten, meinte der Liberale. Fakten zählten da wenig. "Die Leute, die vorher hinter Trump standen, stehen auch nach dem Duell weiter hinter ihm." Entscheidend bei der Wahl im November werde daher sein, ob Clinton ebenfalls zur Wahl mobilisieren könne. Lambsdorff sagte, Trump sei gefährlich. Er verwies auf die Tatsache, dass er als Präsident über den Einsatz von Atomwaffen entscheiden könne. "Mein Vertrauen zu Hillary Clinton ist deutlich größer", so Lambsdorff.

Ähnlich äußerte sich auch Grünen-Chef Cem Özdemir . Er twitterte, Clintons Auftritt sein ein "Triumph der Souveränität über Trumps gefährliches Halbwissen und Arroganz" gewesen. Berlin ist eindeutig für Clinton, parteiübergreifend. Erst recht nach dem TV-Duell.

Zum Thema:

Am Rande Für den Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider sind die beiden Präsidentschaftskandidaten in den USA in der TV-Debatte nahezu gleich stark gewesen. "Donald Trump ist seinem Ruf als Polit-Rüpel gerecht geworden. Hillary Clinton hielt dagegen und setzte ihrerseits Trump unter Druck. Das war ein harter Schlagabtausch, der mit einem Unentschieden endet", sagte der Professor für Kommunikationswissenschaft der Universität Hohenheim gestern in Stuttgart. Die Nachberichterstattung sei für die meisten Unentschlossenen ausschlaggebender als das Duell selbst. Daher setze Donald Trump jetzt auf seine Unterstützer im Internet. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort