Sexualassistenz Eine hitzige Debatte um ein heikles Thema

Saarbrücken · Saarbrücken (SZ) Der Aufschrei war groß. „Grüne fordern Sex auf Rezept“ lautete die Schlagzeile, mit der die Grünen-Politikerin Elisabeth Scharfenberg im Januar für mächtig Kritik sorgte. Patientenschützer erklärten, Betroffene hätten andere Sorgen als Sex. „Abwegig“, ätzte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. „Wir brauchen keine bezahlte Prostitution in Altersheimen, schon gar nicht auf Rezept.“

(SZ) Der Aufschrei war groß. „Grüne fordern Sex auf Rezept“ lautete die Schlagzeile, mit der die Grünen-Politikerin Elisabeth Scharfenberg im Januar für mächtig Kritik sorgte. Patientenschützer erklärten, Betroffene hätten andere Sorgen als Sex. „Abwegig“, ätzte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. „Wir brauchen keine bezahlte Prostitution in Altersheimen, schon gar nicht auf Rezept.“

Prostituierte auf Rezept, solche verkürzten Reizwort-Reflexe machen es der Debatte schwer, beklagen Befürworter schon lange. Nicht erst seit Januar, als der grüne Vorstoß die Politik aufrüttelte. Scharfenberg hatte gefordert, eine „Sexualassistenz“ für Pflegebedürftige aus öffentlichen Geldern zu finanzieren, gegen Vorlage eines ärztlichen Attests, wie in Holland. Dass nicht nur Prostituierte, sondern auch Sozialpädagogen mit Zusatzausbildung diese Assistenz anbieten, ging in der Aufregung unter. Für Sachlichkeit und eine „Enttabuisierung“ kämpfen daher Unterstützer wie der Saarbrücker Verein „Sibi“. Um selbstbestimmte Sexualität für Behinderte (oder Pflegebedürftige) zu ermöglichen, plädiert auch „Sibi“ für eine Finanzierung der Leistung durch Krankenkasse oder öffentliche Hand, wenn Sexualität ohne Hilfe nicht möglich ist. Einen „generellen Anspruch auf Sexualassistenz“ lehnt „Sibi“ aber ab, genau wie die Landesregierung. Der individuelle Bedarf müsse geprüft werden, bevor die Kosten nach dem Sozialgesetz übernommen werden, erklärte ein Sprecher zur SZ.

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