Sex, Lügen und die Hoffnung auf ein Comeback

New York · Der ehemalige US-Kongressabgeordnete Anthony Weiner will trotz eines erneuten Cybersex-Skandals weiter für das Amt des New Yorker Bürgermeisters kandidieren. Seine Frau Huma Abedin stellte sich demonstrativ hinter ihn.

Sein Internet-Pseudonym war "Carlos Danger". Seine Freizeitbeschäftigung: Bilder seines Geschlechtsteils und Textnachrichten, deren Inhalt zu heiß für jede seriöse Zeitung sind, an eine junge Frau zu senden. Nun ist das große Ziel von Anthony Weiner, dem früheren US-Kongressabgeordneten, in Gefahr. Bürgermeister der Millionenmetropole New York will der 48-Jährige werden, doch die Vergangenheit hat den Verheirateten erneut eingeholt.

Weiner war von seinem Parlamentsjob in Washington zurückgetreten, nachdem er vor zwei Jahren explizite Fotos von sich an weibliche Fans geschickt und versehentlich eine Auswahl auch auf Twitter veröffentlicht hatte. Am Dienstag stellte er sich erneut in New York der Presse und gab kleinmütig zu, selbst ein Jahr nach seinem Rücktritt weiter diesem seltsamen Hobby nachgegangen zu sein. Nicht alles, was auf der Seite veröffentlicht wurde, stamme auch wirklich von ihm, sagte Weiner. "Aber ich habe ja schon vorher gesagt, dass es wahrscheinlich ist, dass noch weitere Dinge ans Licht kommen werden." Von wann genau die Fotos und Nachrichten stammen, wollte Weiner nicht sagen. "Es gibt überhaupt keinen Zweifel, dass das, was ich getan habe, falsch war. Dieses Verhalten liegt hinter mir."

An seiner Kandidatur für die Rathaus-Führung im "Big Apple" will er allerdings festhalten. "Ich hoffe, dass die Menschen in New York mir immer noch eine zweite Chance geben wollen." Weiner, dessen Name im Englischen wie "Wiener" ausgesprochen wird und damit jede Menge Anlass für deftige Witze mit Blick auf das männliche Geschlechtsteil bietet, räumte zwar den erneuten Fehltritt ein. Aber der Demokrat sagte auch: Er habe schon damals angekündigt, dass wohl noch mehr ans Tageslicht kommen werde. Und dies sei schließlich auch geschehen.

An seiner Seite befand sich seine Ehefrau Huma Abedin, die auch gewillt ist, über die Verfehlungen des Gatten hinwegzusehen, die von der Webseite "The Dirty" ("Die Schmutzige") enthüllt worden waren. "Es war keine einfache Entscheidung", sagte Abedin, die als enge Beraterin von Ex-Außenministerin Hillary Clinton Furore gemacht hatte, "aber ich liebe ihn und habe ihm vergeben".

Pikant in diesem Zusammenhang: Hillary war es, die während der Lewinsky-Affäre ebenfalls treu zu ihrem Mann Bill stand und damit für erregte Diskussionen im Volk darüber sorgte, wann eine Frau ihren fremdgehenden Gatten verlassen sollte. Der Satz "Stand by your man" ("Steh' zu deinem Mann") ist seitdem ein feststehender Begriff in der US-Politik für Frauen, die über Affären hinwegsehen. Da in den USA insbesondere liberale Wähler gerne bereit sind, Sex-Eskapaden ihrer Politiker zu vergeben, hat Weiner durchaus weiter Chancen, die Nachfolge von Michael Bloomberg anzutreten. Seine schärfste Gegnerin ist dabei mit Christine Quinn eine bekennende und per Homo-Ehe verheiratete Lesbierin, doch auch damit haben die New Yorker keine Probleme, wie Umfragen zeigen.

Und auch bei einem anderen Politiker zeigen sie sich nachsichtig: Eliot Spitzer. Der frühere Demokrat und Gouverneur des Bundesstaates New York katapultierte sich in die Negativ-Schlagzeilen, weil er über längere Zeit die Dienste eines Edel-Prostituiertenrings in Anspruch nahm. Spitzer trat 2008 zurück, aber kandidiert derzeit mit guten Chancen für das Amt des New Yorker Finanzchefs. Helfen soll ihm dabei ein "Ich habe gesündigt, aber bitte vergebt mir"-Video. Spitzer kennt eben die New Yorker . . .

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