Segel-Trip des BP-Chefs empört die Amerikaner

Washington. Der BP-Sprecher hatte auf Verständnis gehofft. "Er hat doch nur ein paar Stunden mit seiner Familie am Wochenende verbracht", verteidigte Robert Wine gestern seinen Vorgesetzten, den BP-Vorstandschef Tony Hayward. Der Samstag sei sein erster freier Tag seit dem 20. April, dem Tag der Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon", gewesen

Washington. Der BP-Sprecher hatte auf Verständnis gehofft. "Er hat doch nur ein paar Stunden mit seiner Familie am Wochenende verbracht", verteidigte Robert Wine gestern seinen Vorgesetzten, den BP-Vorstandschef Tony Hayward. Der Samstag sei sein erster freier Tag seit dem 20. April, dem Tag der Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon", gewesen. Doch da war es schon zu spät. Wieder einmal hatte Hayward die Betroffenen der Tragödie brüskiert. Am Wochenende war Hayward von Texas nach Großbritannien geflogen, um im Ärmelkanal eine Yacht-Regatta zu besuchen. Und flugs erreichten, während das Öl weiter in den Golf von Mexiko sprudelt, die Bilder von Hayward auf seiner Luxus-Segeljacht "Bob" auch die US-Fernsehsender - und das Weiße Haus. Der Ausflug Haywards sei "Teil einer langen Liste von Ausrutschern und PR-Fehlern", rügte Barack Obamas Stabschef Rahm Emanuel bei einem TV-Auftritt und spielte damit auf zahlreiche umstrittene Aussagen des BP-Chefs an, der insbesondere Angehörige der elf Opfer des Bohrinsel-Untergangs mit den Worten verprellt hatte: Er wünsche sich ein schnelles Ende der Krise, denn er wolle sein Leben zurückhaben. Später hatte sich Hayward für diesen Satz entschuldigt. Auch sein Auftritt vor dem US-Kongress hatte den Zorn von Regierungs- und Volksvertretern noch gesteigert, weil der Vorgeladene zwar Versäumnisse im Vorfeld des Unglücks eingestand, aber dann viele konkrete Fragen nicht beantworten wollte. Richard Shelby, ein konservativer Senator aus Alabama, schoss gestern gegen Hayward: Sein Regatta-Besuch sei "der Gipfel der Arroganz". Eine Meinung, die auch von Bürgern im Einzugsgebiet der größten Umwelt-Katastrophe in der Geschichte des Landes geteilt wird. "Wir können nicht einmal mehr zum Fischen rausfahren, und er geht zum Jachtrennen. Ich wünsche mir, wir könnten auch einmal einen Tag vom Öl freinehmen", zitieren US-Medien Bobby Pitre aus dem Bundesstaat Louisiana. Die jüngste Eskapade Haywards hat in den USA die Erwartung verstärkt, dass der Ölmulti demnächst dem ungeliebten Vorstandschef den Laufpass geben könnte. Doch nicht nur das jüngste Verhalten von Hayward stieß in den USA auf Kritik. Nicht unbemerkt blieb, dass sich Präsident Barack Obama wie an den meisten Wochenenden ausgiebig dem Golfspiel widmete. Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit von US-Bürgern inzwischen den Umgang Obamas mit der Ölpest negativ sieht und ihm eine zu späte und unzureichende Reaktion vorwirft. die

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