Seehofers Rückzug Merkel war schlauer

Nicht nur für Spitzenpositionen in Politik und Wirtschaft gilt: Man sollte zu einem Zeitpunkt gehen, wenn dies noch allseits bedauert wird. Bleibt das Bedauern aus, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass man den richtigen Zeitpunkt verpasst hat.

Ralf Müller

Ralf Müller

Foto: SZ/Müller

Kanzlerin Angela Merkel hat es gerade noch geschafft, auf ihr Amt als CDU-Vorsitzende zu einem Zeitpunkt zu verzichten, als noch nicht alle ungeduldig mit den Füßen gescharrt haben. Und es gab auch keinen monatelangen zermürbenden Vorlauf in der CDU, bei dem aus allen Ecken und Enden „Merkel muss weg“ ertönte.

Das gegenteilige Schauspiel hat der noch amtierende CSU-Chef Horst Seehofer geboten. Er, der den Rückzug Merkels als „schade“ bedauerte, kann nach seiner Ankündigung vom Freitag jetzt nur noch pflichtgemäßen „Respekt“ dafür ernten. Bedauern wurde zwar auch laut, aber nur von der Opposition darüber, dass Seehofer weiterhin Innenminister bleibt.

Der 69-Jährige, der seiner Partei vor fünf Jahren die absolute Parlamentsmehrheit zurückerobert hatte, geht nicht aus eigener souveräner Entscheidung, sondern weil ihm nichts anderes übrig bleibt. Und mit dem Beigeschmack, einer zu sein, der an seinen Sesseln klebt.

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