Sechs Gründe, warum der Irak zerfällt

1. Die USA hinterließen ein Land in Unruhe: Die USA haben nach Einschätzung von Experten zwei Fehler gemacht: Sie marschierten wegen vermeintlicher Beweise für die Produktion von Massenvernichtungswaffen in den Irak ein und zogen dann zu früh wieder ab.

Übrig blieb eine ethnisch und religiös zersplitterte Bevölkerung.

2. Al-Maliki hat versäumt, das Land zu einen: Der Schiit Nuri al-Maliki führt den Irak seit acht Jahren als Ministerpräsident und wirkt dabei eigenwillig und hilflos. Mit den autonomen Kurden im Norden ist er im Dauerstreit, die Sunniten im Westen und Süden fühlen sich unterdrückt.

3. Isis wird vielerorts als geringeres Übel akzeptiert: Die sunnitischen Soldaten wollten laut Sicherheitsexperten ihren Kopf nicht für Al-Maliki hinhalten, die schiitischen Soldaten wurden in Bagdad zusammengezogen. Auch die sunnitische Bevölkerung schaute dem Isis-Durchmarsch schweigend zu.

4. Das Vermächtnis des Arabischen Frühlings: Die Iraker beobachteten den Arabischen Frühling 2011 mit stillem Interesse. Weniger, weil sie selbst von einer Revolution träumten, sondern um zu sehen, welche Folgen der Zusammenstoß von Aktivisten und Despoten für die Region hat. Isis ist ein Kind des Irakkriegs (2003-2011) und wurde im syrischen Bürgerkrieg groß.

5. Der Irak leidet an historischen Verfehlungen: Die konfessionellen Grabenkämpfe im Irak gehen zurück auf jahrhundertealte Hoheitsansprüche: Arabische Sunniten aus Saudi-Arabien, persische Schiiten aus dem Iran und türkische Sunniten formten zwischen Euphrat und Tigris einen multiethnischen Schmelztiegel. Dieser wurde zerrissen, als Engländer und Franzosen 1916 willkürliche Grenzen zogen.

6. Die Kurden wittern ihre Chance auf Unabhängigkeit: Die Kurden konnten erst mit der US-Invasion 2003 eine Autonomieregion im Nordirak errichten. Allerdings leben viele Kurden in den irakischen Städten Mossul und Kirkuk südlich der Grenze. Als diese Städte nun von irakischen Soldaten verlassen und von Isis-Kämpfern bedroht wurden, stieß die kurdische Peschmerga-Armee in das Vakuum vor. Ihre Eroberung wollen sie behalten.

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