Von der Leyen in Mali Schwieriger Besuch in traurigen Zeiten

GAO/SAARBRÜCKEN (dpa) Marja Alm hatte nicht viel Zeit für Trauer. Wenn so ein Unglück passiere, müsse ein Soldat schließlich funktionieren, sagt die 33-Jährige. Alm erzählt von der Fassungslosigkeit, der Hilflosigkeit, auch der Wut im Camp Castor in Mali in den vergangenen Tagen. Doch als die IT-Stabsoffizierin aus Erfurt am Mittwoch von dem tödlichen „Tiger“-Unglück ihrer Kameraden erfährt, muss sie erstmal koordinieren, arbeiten – funktionieren eben. Sie kannte die beiden gestorbenen Soldaten persönlich. „Egal, wie eng man mit denen war, es sind Kameraden, die wir aus unserer Mitte verloren haben“, sagt sie. „Das ist sehr bewegend, nimmt uns mit.“

 Militärpfarrer Andreas Bronder begrüßt Ursula von der Leyen.

Militärpfarrer Andreas Bronder begrüßt Ursula von der Leyen.

Foto: dpa/Britta Pedersen

GAO/SAARBRÜCKEN (dpa) Marja Alm hatte nicht viel Zeit für Trauer. Wenn so ein Unglück passiere, müsse ein Soldat schließlich funktionieren, sagt die 33-Jährige. Alm erzählt von der Fassungslosigkeit, der Hilflosigkeit, auch der Wut im Camp Castor in Mali in den vergangenen Tagen. Doch als die IT-Stabsoffizierin aus Erfurt am Mittwoch von dem tödlichen „Tiger“-Unglück ihrer Kameraden erfährt, muss sie erstmal koordinieren, arbeiten – funktionieren eben. Sie kannte die beiden gestorbenen Soldaten persönlich. „Egal, wie eng man mit denen war, es sind Kameraden, die wir aus unserer Mitte verloren haben“, sagt sie. „Das ist sehr bewegend, nimmt uns mit.“

Am Mittwoch stürzten zwei Soldaten mit einem Kampfhubschrauber „Tiger“ ab – die ersten Todesfälle deutscher Soldaten im Einsatz seit 2015. Die Leichen sind seit Samstag wieder in der Heimat, das Wrack liegt immer noch an der Absturzstelle 70 Kilometer nordöstlich von Gao. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zog ihre ohnehin geplante Mali-Reise nun vor, um mehr Zeit mit der Truppe verbringen zu können. Es ist ihre letzte geplante Einsatzreise als Ministerin vor der Bundestagswahl – und es dürfte wohl die emotional schwierigste sein. Sie wolle nun bei den Soldaten sein, „Raum und Zeit für viele Gespräche schaffen“. Die beiden Toten seien unter den Soldaten hochgeschätzt gewesen, die anderen hätten zu ihnen aufgesehen. „Dieser Verlust wiegt schwer.“ Während eines Feldgottesdienstes singt und betet von der Leyen mit den Soldaten. „Wir haben eine sehr schwere Woche hinter uns“, sagt Militärpfarrer Andreas Bronder. Dennoch: „Wir müssen den Auftrag weiterführen“, sagt Hauptmann Christof Stein später.

Der Auftrag der Bundeswehr im Rahmen der UN-Mission Minusma ist die Sicherung eines Friedensabkommens zwischen Regierung und Rebellen. Denn der Feind schläft nicht – und der Frieden ist brüchig. Mali ist mittlerweile nach Afghanistan der zweitgrößte Einsatz der Bundeswehr. Mehr als 890 Soldaten der Bundeswehr sind in der ehemaligen Rebellenhochburg Gao stationiert, im Dezember werden auch die ersten 50 von später insgesamt über 400 Soldaten der Saarland-Brigade nach Mali aufbrechen.

Minusma ist die tödlichste aktuelle UN-Mission. Immer wieder werden Blauhelmsoldaten bei Anschlägen und Angriffen von Aufständischen getötet. Im Falle des Hubschrauberabsturzes spricht aber bislang nichts für einen Angriff oder Abschuss. Der Hubschrauber krachte einfach auf den Boden, brannte komplett aus. Weder Pilot noch Schütze setzten einen Notruf ab. Die UN-Mission berichtet von Erkenntnissen, die auf technisches Versagen hindeuten.

Der Norden Malis geriet 2012 nach einem Militärputsch vorübergehend in die Hände islamistischer und anderer Rebellengruppen. Sie konnten erst nach einer Intervention französischer Streitkräfte zurückgedrängt werden. Die UN-Mission soll dafür sorgen, dass in dem armen westafrikanischen Land nicht noch mehr Blut fließt – mit überwiegend afrikanischen Soldaten. Aber hochwertiges Gerät wie Drohnen und Hubschrauber samt Personal stellen Länder wie Deutschland und die Niederlande.

Deutschland ist lange Zeit für mangelndes Engagement in Friedensmissionen kritisiert worden. In Mali will die Bundesregierung zeigen, dass sie bereit ist, mehr militärische Verantwortung zu übernehmen. Aber noch viel wichtiger aus Sicht der deutschen Politik: Durch Mali und das Nachbarland Niger laufen die wichtigsten Flüchtlingsrouten zur libyschen Mittelmeerküste. Deshalb will man mit Minusma auch Fluchtursachen bekämpfen.

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