Schwierige Lage für Kohle und Kraft-Wärme-Kopplung

Berlin. Die Aktien der AKW-Betreiber gingen nach dem Koalitionsbeschluss für längere AKW-Laufzeiten deutlich nach oben, bei Nutzern anderer Energieträger herrschte dagegen Katerstimmung

Berlin. Die Aktien der AKW-Betreiber gingen nach dem Koalitionsbeschluss für längere AKW-Laufzeiten deutlich nach oben, bei Nutzern anderer Energieträger herrschte dagegen Katerstimmung. Wir haben mögliche Auswirkungen des Atomkompromisses auf andere Arten der Stromerzeugung zusammengestellt: Atom: Die Atomsparten von RWE, Vattenfall, Eon und EnBW sind eindeutig die Gewinner der geplanten AKW-Laufzeitverlängerung um durchschnittlich zwölf Jahre. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) rechnet mit 50 bis 60 Milliarden Euro an Zusatzgewinnen der AKW-Betreiber. Das Freiburger Öko-Institut beziffert diese sogar auf etwa 94 Milliarden Euro, von denen nur gut 26 Milliarden Euro vom Staat abgeschöpft würden. Kraft-Wärme-Kopplung: Der Vorsitzende des Stadtwerke-Verbands 8KU, Albert Filbert, befürchtet einen Verlust für die Kommunen durch längere AKW-Laufzeiten von 4,5 Milliarden Euro. Hintergrund sind drohende Überkapazitäten auf dem Strommarkt. Der Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen, Stephan Weil, erwartet zudem, dass die Marktmacht der Konzerne zementiert werde. Kritisiert wird auch, dass die Regierung die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) in Frage stellt. In diese Technik der gleichzeitigen Gewinnung von Strom und Heizwärme haben Kommunen stark investiert.Steinkohle: Die Zukunft der Kohlekraftwerke wird im Entwurf für das Energiekonzept der Bundesregierung nur am Rande erwähnt. Klar ist aber, dass ein Weiterbetrieb der AKW, Ausbau erneuerbarer Energien und der Bau zusätzlicher Kohlekraftwerke zu Überkapazitäten führen würde. Die Energieexpertin des Instituts DIW, Claudia Kemfert, fordert daher, Neubauten von Kohlekraftwerken zu verhindern.Braunkohle: Auch die Braunkohle gerät in die Zange zwischen Atomstrom und Erneuerbaren. Dies könnte der ostdeutschen Braunkohlewirtschaft Probleme bereiten. Mit dem Verlust zahlreicher Arbeitsplätze rechnet der sächsische Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP).Erdgas: Erdgas wird in den KWK-Anlagen der Stadtwerke zur Stromerzeugung genutzt. Generell tragen die flexibel steuerbaren Gaskraftwerke dazu bei, witterungsbedingte Schwankungen beispielsweise beim Windstrom auszugleichen. Je größer also der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung ist, ohne dass angemessene Speichermöglichkeiten zur Verfügung stehen, desto größer ist die Bedeutung von Gaskraftwerken.Erneuerbare Energien: Umweltminister Norbert Röttgen verweist auf 15 Milliarden Euro zusätzliche Fördermittel für erneuerbare Energien und für mehr Energieeffizienz. Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) befürchtet jedoch, dass dies Wettbewerbsnachteile nicht aufwiegt. "Jede Laufzeitverlängerung verschärft den Systemkonflikt zwischen konventionellen und erneuerbaren Energien", warnt der Vorsitzende des Sachverständigenrats für Umweltfragen, Martin Faulstich. afp

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