Siersburg. Gleich zwei Rekorde will die Christliche Arbeiterjugend (CAJ) Siersburg heute Abend brechen. Auf der mit 30 Quadratmetern größten Grillfläche der Welt soll die größte Menge an Steaks gebraten werden: 3000 Stücke Fleisch, jedes mindestens 180 Gramm schwer. "Den Begriff Schwenker kennt ja außerhalb des Saarlands niemand", sagt der CAJ-Vorsitzende Markus Reiter. Seit zehn Jahren hilft der 26-Jährige beim Burgfest mit, seit vier Jahren organisiert er es. Der Ford-Arbeiter "verbrät" für den Rekordversuch im Schwenken seinen Jahresurlaub - aber das ist Ehrensache. An einem Autokran hängend schwenkt die 15 mal zwei Meter große Grillfläche über dem Feuer. Seit November plant der Vorstand das Ereignis, im Januar erfolgte die Anmeldung beim Guinness-Buch der Weltrekorde in London. Zur Dokumentation des Versuchs sind ordnungsgemäß drei offizielle "unabhängige Beobachter" bestimmt worden. Unter ihnen ist einer, der sich mit Stahl bestens auskennt: Klaus Harste, Vorstandsvorsitzender von Saarstahl. Glückt der Versuch, bestätigen die Zeugen das mit ihrer Unterschrift. Seit zehn Tagen zelten rund 40 jugendliche Helfer auf der Burg und sind quasi rund um die Uhr im Einsatz - Jungs wie Mädels. Auf dem Burgplateau kämpfen sie gegen Hitze, Wärmegewitter und Windböen, beim Sturm in der Nacht zum Sonntag flog das komplette Küchenzelt weg. Insgesamt 25 Helfer von der CAJ im pfälzischen Herdorf kommen noch bis heute dazu. Im Saarland gibt es nur noch in Siersburg einen CAJ-Verband. Er beteiligt sich seit Jahren an verschiedenen gemeinnützigen Aktionen. "Nun wollten wir mit einer eigenen Aktion auch mal in den Fokus rücken, was möglich ist, wenn wir alle zusammen etwas auf die Beine stellen", erklärt Markus Reiter seine Idee. Die entstand natürlich beim Schwenken. Und wie immer bei der CAJ dient die Sache einem guten Zweck: Von jedem verkauften Schwenker geht ein Euro an den Verein "Ein großes Herz für kranke Kinder", initiiert 2003 von der Schiffweilerin Monika Weis. Bei der Umsetzung der zunächst vagen Idee vom Weltrekord hat ein Netzwerk aus rund 150 Ehemaligen entscheidend geholfen. Durch die praxisorientierte Jugendarbeit der CAJ haben viele Ehemalige herausgefunden, was sie können und was ihnen Spaß macht. So etwas verbindet. Heute haben einige von ihnen eigene Firmen. "Die kann ich jederzeit anrufen, wenn Not am Mann ist", sagt Reiter. Er nennt es das "Saarland-Prinzip": Ich kenne jemanden, der jemanden kennt. "Anders wäre das gar nicht umsetzbar gewesen", sagt er.Ein großes Abenteuer ist die Anfahrt des Krans: Über den schiefen und steilen Feldweg muss der Kran nach oben auf die Burg geschafft werden - 800 wacklige Meter. Bereits am Mittwoch haben die Mädels eine über 30 Quadratmeter große Feuerstelle ausgehoben. 20 Kubikmeter Holz haben die Schwenkmeister bereits neben der Feuerstelle aufgestapelt. 30 Kisten mit je 100 Schwenkern werden mittags in den Kühlwagen hochgebracht, die 3000 Brötchen müssen vorher aufgeschnitten werden. Schon nachmittags wird das Feuer entfacht, damit die Schwenker fachgerecht über der heißen Glut brutzeln. Um 17.30 Uhr wird das Fleisch aufgelegt, der Saarländische Rundfunk überträgt den Weltrekordversuch live. Auf der großen Wiese vor dem Burgplateau wird der Schwenkgrill an dem Kran hängend und das große Feuer auch weithin sichtbar sein - und vielleicht noch ein paar Hungrige anlocken. Bei gutem Wetter rechnet der Vorstand der Christlichen Arbeiterjugend mit bis zu 5000 Besuchern auf der Siersburg. Weil um die Feuerstelle herum wenig Platz ist, wird über Kameras der Versuch auf eine Leinwand für die Zuschauer oben übertragen. Bleibt die Frage, was danach mit dem mutmaßlich größten Schwenkgrill der Welt passiert. Aber auch daran hat die CAJ schon gedacht, erklärt Vorstandsmitglied Jan Moinot: "Wir haben uns überlegt, ihn in kleinere Schwenker zu schneiden und diese zu verkaufen. Der Erlös fließt dann auch in unsere Spendenaktion."Ob die kleinen Schwenkgrills typisch saarländisch rund oder eher pragmatisch eckig geschnitten werden, ist aber noch nicht entschieden.

InfoJährlich gehen in der Redaktion von Guinness in London rund 65 000 Anfragen ein. Auf der Internetseite füllen Anwärter ein Formular aus, in sechs bis acht Wochen Bearbeitungszeit wird der Antrag geprüft. Grundsätzlich muss eine Rekordleistung besondere Fähigkeiten erfordern, messbar, vergleichbar und beweisbar sein und ungewöhnliche Dimensionen erreichen. Anwärter senden eine bezeugte Dokumentation des Versuch ein, Mitarbeiter von Guinness sind in der Regel nicht vor Ort.