Schreiner für Revision der Rentenreform

Berlin/Saarbrücken. Ottmar Schreiner (65) wetterte noch gegen die Agenda 2010 und die Rente mit 67, als sich die allermeisten SPD-Parteimitglieder damit schon abgefunden hatten. Zeitweilig war er so isoliert, dass Gerüchte aufkamen, er werde wohl seinem alten Kumpel Oskar Lafontaine folgen und zur Linkspartei wechseln

Berlin/Saarbrücken. Ottmar Schreiner (65) wetterte noch gegen die Agenda 2010 und die Rente mit 67, als sich die allermeisten SPD-Parteimitglieder damit schon abgefunden hatten. Zeitweilig war er so isoliert, dass Gerüchte aufkamen, er werde wohl seinem alten Kumpel Oskar Lafontaine folgen und zur Linkspartei wechseln. Aber Schreiner blieb, und die politischen Zeiten haben sich wieder geändert. Schreiner ist wieder wer bei den Sozis, nachdem sich die neoliberalen Verheißungen, denen auch die SPD hinterher gerannt war, als Irrweg entpuppten.Auch die Gabriels und Steinmeiers reden inzwischen viel über Solidarität und Gerechtigkeit, ohne dabei allerdings immer gleich die Regierungsjahre mit SPD-Beteiligung über Bord zu werfen. Schreiner dagegen will den glatten Bruch. Und der Bundesparteitag in Berlin bietet dafür ein willkommenes Versuchsfeld. Beim Auftakt am gestrigen Sonntag saß Schreiner gleichsam symbolisch am äußerten linken Rand der Tagungshalle, einem ehemaligen Postbahnhof. "Ich vertrete nur Arbeitnehmerinteressen", so sein verschmitzter Kommentar.

Schreiners Stunde schlägt heute Abend, wenn der Tagesordnungspunkt "Arbeit und Alterssicherung" aufgerufen wird. In einer flammenden Rede will er dann für die Revision der Rentenreform werben. Die sieht vor, das Rentenniveau gemessen an den Durchschnittlöhnen von jetzt 53 auf 43 Prozent bis zum Jahr 2030 abzusenken. Dagegen pocht Schreiner darauf, das aktuelle Sicherungsniveau festzuschreiben. Dass der Rentenbeitrag dann von knapp 20 auf fast 25 Prozent steigen müsste, hält Schreiner für vertretbar. Und dass die Alterssicherung wohl in Akzeptanzschwierigkeiten zumindest bei den Beitragszahlern käme, offenbar auch.

Hinter Schreiners Antrag haben sich auch die Jusos, die AG Frauen und die AG 60plus versammelt. Sollte das Vorhaben gelingen, wäre die SPD extrem weit nach links gerückt - und Schreiner ihr Schrittmacher. vet

Foto: Rolf Ruppenthal

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