Saarland will Bergbau "in Würde" beenden

Saarbrücken. Mit einem Festakt und einer Mettenschicht im Bergwerk Ensdorf wird am 30. Juni dieses Jahres die Ära des Kohle-Abbaus im Saarland beendet. Politiker aller Parteien sprechen zum Beginn des letzten "Bergbau-Jahres" von einer Zeitenwende

Saarbrücken. Mit einem Festakt und einer Mettenschicht im Bergwerk Ensdorf wird am 30. Juni dieses Jahres die Ära des Kohle-Abbaus im Saarland beendet. Politiker aller Parteien sprechen zum Beginn des letzten "Bergbau-Jahres" von einer Zeitenwende. Mit der Kohleförderung ende "ein bedeutender Teil der saarländischen Geschichte", sagte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Dieser spürbare Einschnitt müsse genutzt werden, um "uns an unsere Vergangenheit zu erinnern", sagte die Regierungschefin.Bernd Tönjes, Chef des Bergbau-Unternehmens RAG, äußerte "tiefe Betroffenheit" angesichts der "historischen Zäsur". Die RAG und auch die Bergleute setzten nun auf einen "Abschied in würdigem Rahmen", sagte Tönjes im SZ-Interview. Ralf Sikorski, Bezirkschef der Bergbau-Gewerkschaft IG BCE, hält das Ende des Bergbaus an der Saar für "ein falsches energiepolitisches Signal". Angesichts der Unsicherheiten bei der Energiewende und der weltweiten Rohstoffversorgung sei es "fahrlässig, auf einen sicheren heimischen Energieträger zu verzichten".

Auch Linkspartei-Landeschef Rolf Linsler sagte, der Ausstieg aus dem Bergbau sei "völlig übereilt und ein schwerer Fehler". Derweil sieht es die Saar-SPD als "gemeinsame Verpflichtung, die Geschichte und Bedeutung des Bergbaus" als kulturelles Erbe zu bewahren. "Die Fördertürme im Land sind die Leuchttürme unserer eigenen Geschichte", sagte Landesparteichef Heiko Maas unserer Zeitung. Grünen-Fraktionschef Hubert Ulrich erklärte, der Bergbau habe das Saarland zwar historisch geprägt. Heute sei der Kohle-Abbau aber "wirtschaftlich und ökologisch nicht mehr darstellbar".

Das Ende des Bergbaus in Deutschland war 2007 beschlossen worden. Ursprünglich sollte auch der Saar-Bergbau wie im Ruhrgebiet erst 2018 enden; das große Grubenbeben am 23. Februar 2008 in der Primsmulde führte jedoch zum vorzeitigen Ausstiegsbeschluss. Bei den Feierlichkeiten am 30. Juni 2012 wird auch ein großes Denkmal zur Erinnerung an die Kohle-Kultur im Saarland eingeweiht. Dessen Finanzierung sei nun gesichert, sagte RAG-Chef Tönjes. , Bericht; Seite A 4: Meinung bb/tho/ts/low

Foto: dpa

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