Saarbrücken als Hauptstadt der anderen Art
Saarbrücken · Saarbrücken ist plötzlich berühmt – aber nicht so, wie es sich das wünschen würde. Medien aus aller Welt berichten über das neue Mega-Bordell. Und Eltern fragen sich, ob sie ihre Kinder noch hier studieren lassen können.
"Großes entsteht immer im Kleinen" - mit diesem neuen Slogan will das Saarland in der Welt für sich werben. Eine große Sache, die im kleinen Saarland gerade entsteht, hat zuletzt aber weit mehr Aufsehen erregt als den meisten lieb ist. Seit bekannt wurde, dass in Saarbrücken ein Mega-Bordell gebaut wird, kommen Journalisten aus aller Welt und berichten über "Europas Hauptstadt der Prostitution". Ein Image, das sich keiner für die Landeshauptstadt wünscht - und das seltsame Blüten treibt. So wurden Vertreter der Saar-Uni auf einer Studienmesse in Norwegen gefragt, ob sich junge Frauen überhaupt noch in die Stadt trauen könnten.
Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) stieg in den vergangenen Monaten quasi zur Medien-Expertin für das Problem mit der ausufernden Prostitution in Deutschland auf. So talkte sie kürzlich in der Sendung von Günther Jauch. "Es ist nun einmal ein Thema, das medial viel Aufmerksamkeit generiert", sagt die Politikerin der SZ. Sie wolle sich der Debatte stellen und für Lösungen kämpfen. Zumal der Betreiber des neuen Groß-Bordells kräftig die Werbetrommel rührt und sein Vorhaben in den schönsten Farben ausmalt. "Dagegen muss man Stellung beziehen und sagen: ‚Wir wollen das nicht in unserer Stadt'."
Dass Saarbrücken und auch das Saarland von der Debatte um die Prostitution einen Image-Schaden davontragen könnten, fürchtet die Managerin der Tourismus-Zentrale Saarland, Birgit Grauvogel, vorerst nicht. Es brauche Jahre, bis sich ein bestimmtes Bild verfestige und bestimmt "mehr als zwei oder drei Fernsehberichte". Anstatt auf die Berichte nur zu reagieren, rät sie, selbst Akzente zu setzen und die kulturellen Errungenschaften Saarbrückens wie das Theater-Festival Perspectives und den Max-Ophüls-Preis zu vermarkten.