Saarbahn fährt ab 5. Oktober nach Lebach

Heusweiler/Lebach · Die ersten Testfahrten zwischen Heusweiler und Lebach laufen. Offiziell wird die Saarbahn erstmals am 5. Oktober durchgehend die Strecke von Saargemünd nach Lebach befahren. Die Saarbahn-Geschäftsführung geht jetzt von einem planmäßigen Start aus.

 Testfahrten nach Lebach gibt es schon, hier passiert die Saarbahn gerade den neuen Haltepunkt Eiweiler Nord. Fotos: Saarbahn

Testfahrten nach Lebach gibt es schon, hier passiert die Saarbahn gerade den neuen Haltepunkt Eiweiler Nord. Fotos: Saarbahn

 Michael Irsch

Michael Irsch

 Der wohl beeindruckendste Moment während der Fahrt nach Lebach: die Saarbahn auf dem Eiweiler Viadukt.

Der wohl beeindruckendste Moment während der Fahrt nach Lebach: die Saarbahn auf dem Eiweiler Viadukt.

. Ein Profi ist er. Und so schnell bringt ihn nichts aus der Ruhe. Doch plötzlich stellt es sich dann doch ein: Herzklopfen. Noch wenige Augenblicke trennen Michael Irsch (47) aus Saarlouis von seiner persönlichen Premierenfahrt. Er nimmt in der Fahrerkabine der Saarbahn Platz. Die Instrumente zeigen keinerlei Störungen an. Den Blick aus dem Fenster vergisst der Betriebsleiter der Saarbahn so schnell nicht mehr. Denn plötzlich schaltet das Signal von rot auf grün. Es geht los.

Mucksmäusschenstille, absolute Konzentration. Langsam setzt sich die 55 Tonnen schwere Saarbahn in Bewegung. Auf noch unbekanntem Terrain. Denn bisher war am Heusweiler Markt Schluss. In den nächsten Minuten wird sich zeigen, ob die letzten Monate intensivster Bauarbeiten gegen einen ehrgeizigen Zeitplan ihren Zweck erfüllt haben. Mit nur einem Ziel vor Augen, dem 5. Oktober. Dann soll die Saarbahn offiziell erstmals in Lebach ankommen, von der Bevölkerung mit einem großen Fest empfangen.

Saarbahn-Geschäftsführer Peter Edlinger geht mittlerweile fest davon aus, dass dieser Zeitplan einzuhalten ist. Michael Irsch hat jetzt noch keinerlei Gedanken frei für irgendwelche Festivitäten. Die erste Station Heusweiler In der Hommersbach kommt in Sichtweite. Langsam gleitet der Zug dahin. Keinerlei Störung. Bis jetzt. Die eigentliche Herausforderung kommt erst. Die Saarbahn rollt direkt auf das Eiweiler Viadukt zu. Ein besonders bewegender Moment für alle Beteiligten am Saarbahn-Projekt. Denn das 120 Meter lange, denkmalgeschützte und 1947 errichtete Brückenbauwerk hat den Planern, Technikern und Bauarbeitern alles nur Erdenkliche abverlangt. Immer wieder sind Probleme aufgetaucht, immer wieder wurden Details verändert. Vergessen sind sie jetzt, die langen, aufwändigen Verhandlungen zwischen dem Landesdenkmalamt und der Gemeinde Heusweiler über das endgültige Aussehen des neuen Viaduktes. Auch die Totalsanierung der Brücke in etwa 20 Metern Höhe war ein riesiger Kraftakt über nahezu drei Jahre hinweg. Von der Demontage der alten Gleise bis hin zur Verstärkung des gesamten Brückenbauwerkes, das künftig jederzeit den Belastungen der Saarbahn-Züge gewachsen sein muss: jahrzehntelang.

Der Ausblick ist grandios. Eiweiler liegt dem Saarbahn-Fahrer und den künftigen Mitfahrenden "zu Füßen". Michael Irsch strahlt. Eine solche Aussicht hat der bei der Deutschen Bahn ausgebildete Lokführer lange nicht mehr erlebt, selbst das Steuern des ICE war für ihn anders. "Über das Eiweiler Viadukt zu fahren, das ist ein erhebendes Gefühl für jeden, der das erlebt", sagt Irsch. Drei Jahre schufteten die Bauarbeiter, die Saarbahn selbst braucht nur wenige Sekunden zur Überfahrt. Nach dem Passieren des neuen Haltepunktes Eiweiler Mitte verändert sich die Landschaft. Städtische Strukturen verschwinden zu Gunsten von grünen Wiesen. Auch touristisch bietet eine Saarbahn-Fahrt künftig abwechslungsreiche Eindrücke. "Das ist schon ein anderes Fahren wie in der Stadt", sagt Irsch. Diesen Teil der Fahrt könne man richtig genießen, denn man muss nicht ständig auf Fahrzeuge und Fußgänger achten.

Schon nähert sich die Saarbahn dem nächsten Bauwerk, in dessen Innerem lange Jahre nur noch Unkraut das Bild prägte. Der Spitzeich-Tunnel ist mittlerweile aufwändig saniert worden. Irsch schaltet die Scheinwerfer ein. Ganz langsam fährt die Bahn durch den Tunnel. An dessen Ende die Bauarbeiter in einer Wand eine Besonderheit hinterlassen haben: eine Figur von der heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute. So gesehen gibt es an dieser Stelle und an diesem Ort künftig eine Verbindung aus Tradition und Zukunft. Auch die Fahrt durch den Tunnel verläuft ohne Beeinträchtigungen. Wenige Minuten später strahlen Betriebsleiter Irsch, seine Fahrerkollegen und alle, die den Bau eines der größten Verkehrsprojekte in der Geschichte des Saarlandes mit betreut haben. Die Saarbahn steht tatsächlich am Bahnhof in Lebach. Das große Fest kann wohl kommen. Mit der "Kleinigkeit" von zehn Jahren Verspätung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort