Schneller Mobilfunk Saar-Wirtschaft fordert schnellen Ausbau des 5G-Standards

Saarbrücken/Bexbach · Gerade im Agrar-Bereich ist die neue Technik Voraussetzung für mehr Effizienz. Die Landesregierung sieht derweil Chancen, Modellregion zu werden.

 Beim autonomen Fahren, das immer als Argument für den Ausbau des schnellen Netzes angeführt wird, sei 5G dagegen aktuell gar nicht so wichtig, sagt Horst Wieker von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW).

Beim autonomen Fahren, das immer als Argument für den Ausbau des schnellen Netzes angeführt wird, sei 5G dagegen aktuell gar nicht so wichtig, sagt Horst Wieker von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW).

Foto: dpa/Boris Roessler

(jwo) Die Saar-Wirtschaft fordert, den 5G-Ausbau mit Hochdruck voranzutreiben. „Wir brauchen dringend ein leistungsfähiges und schnelles Mobilfunknetz“, sagt Heino Klingen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer. Und das nicht nur in den Städten, sondern gerade auch auf dem Land. „Viele Unternehmen setzen zunehmend auf externe Berater, vor allem auf Ingenieurbüros. Da ist es selbstverständlich, dass diese auch technische Zeichnungen oder Pläne per Mobilfunk versenden können“, sagt er. Bisher sei das Saarland in dieser Beziehung in vielen Bereichen Entwicklungsregion.

Ammar Alkassar, Digitalisierungsbeauftragter der saarländischen Landesregierung, sieht gute Chancen für das Land, Modellregion für den Aufbau des schnellen 5G-Netzes zu werden. Vor allem, weil es im Saarland mit Städten und gleichzeitig viel ländlicher Struktur gute Gegebenheiten gibt für eine solche Modellregion. Eine flächendeckende Versorgung sieht er in naher Zukunft zwar nicht, hält es aber für sinnvoll, beispielsweise an Industrie-Standorten mit dem Ausbau zu beginnen. „Die digitale Fabrik ist auf die 5G-Technik angewiesen“, sagt er. Vor allem wegen der Echtzeit-Fähigkeit des neuen Systems, durch die Maschinen ohne Verzögerung gesteuert werden können. Auch die Sicherheit beim 5G-Standard sei deutlich höher als beim aktuell verbreiteten 4G-Standard. Allerdings, gibt Alkazar zu bedenken, müssten auch die Prioritäten richtig gesetzt werden. Nämlich die Beseitigung der aktuell immer noch bestehenden Funklöcher. Doch auch das ließe sich mit dem neuen Mobilfunkstandard leichter lösen, wenn nämlich ein Roaming zwischen den Anbietern bei der Frequenzvergabe vorgeschrieben würde. „Es ist ja nicht sinnvoll, dass in einer abgelegenen Gegend mehrere Mobilfunktürme gebaut werden“, sagt er. „Das lässt sich marktwirtschaftlich lösen, dass der Turm eines Anbieters auch von Konkurrenten genutzt werden kann.“

Beim autonomen Fahren, das immer als Argument für den Ausbau des schnellen Netzes angeführt wird, sei 5G dagegen aktuell gar nicht so wichtig, sagt Horst Wieker von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Er forscht seit Jahren über die Vernetzung autonomer Fahrzeuge und verweist darauf, dass die EU für die Kommunikation jetzt statt 5G-Technik den W-Lan-Standard 802.11-P empfiehlt. „Die Mobilfunk-Anbieter müssen erst ihre Hausaufgaben machen“, sagt Wieker. „Es ist noch bei weitem nicht ausreichend getestet, ob die Kommunikation beim autonomen Fahren über 5G wirklich funktioniert.“ Sicherlich sei Mobilfunk in diesem Bereich eine Zukunftstechnik, doch erst brauche es flächendeckende Tests: „Das muss absolut sicher funktionieren.“ Aktuell sei die W-Lan-Technik ausgereifter.

Für den Ausbau der autonom fahrenden Landwirtschaft dagegen ist der schnelle Mobilfunk nach Aussage von Robert Zimmer, Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer, eine wichtige Voraussetzung. Denn nur in der Kombination von Satellit und Mobilfunk könnten autonom fahrende Traktoren oder Dreschmaschinen tatsächlich punktgenau gesteuert werden. In einem Modellprojekt wird dieses im Saarland gerade getestet. Über autonom fahrende Traktoren könne dann beispielsweise Dünger oder Pflanzenschutzmittel zielgenau und ohne Überlappung ausgebracht werden. „Deshalb brauchen wir eine großflächige Abdeckung“, sagt Zimmer.

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