Saar-Schulen vor radikalen Veränderungen

Saarbrücken. Der Druck des demografischen Wandels wird das deutsche Schulsystem in den kommenden 15 Jahren radikal verändern. Das belegt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, die gestern in Gütersloh vorgestellt wurde

Saarbrücken. Der Druck des demografischen Wandels wird das deutsche Schulsystem in den kommenden 15 Jahren radikal verändern. Das belegt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, die gestern in Gütersloh vorgestellt wurde. Bis zum Jahr 2025 wird demnach die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 18 Jahren von knapp elf auf neun Millionen sinken, ein Minus von rund 18 Prozent. Insgesamt werde die Bevölkerungszahl bis dahin um lediglich zwei Prozent abnehmen. Durch den "massiven Rückgang" der Schülerzahlen müssten Länder und Kommunen bei der Bildungsplanung "neue Wege gehen", sagte Bertelsmann-Vorstandsmitglied Brigitte Mohn. Besonders drastisch soll die Entwicklung mit minus 27,4 Prozent bei den 16- bis 18-Jährigen ausfallen. Aber auch in unteren Klassenstufen werden deutlich weniger Kinder die Schulbank drücken: Bei den Zehn- bis 15-Jährigen erwarten die Experten einen Rückgang von 15,8 Prozent, bei den Sechs- bis Neunjährigen ein Minus von 14,3 Prozent. Mit Blick auf die besonders dramatische Entwicklung im Saarland, wo insgesamt ein Schülerrückgang von 28,6 Prozent vorhergesagt wird, sieht die Stiftung etliche Schulen in Gefahr. "Der Druck, etwas zu verändern, ist sehr groß", sagte Projektleiterin Petra Klug unserer Zeitung. Alternative Schulformen würden deshalb immer wichtiger. Klaus Kessler (Grüne, Foto: ddp), der künftige Bildungsminister, reagierte gelassen auf die Untersuchung. Das Problem sinkender Schülerzahlen sei lange erkannt und daher explizit im Koalitionsvertrag der Jamaika-Regierung erwähnt. "Insofern gibt uns die Prognose Rückenwind für unsere Ideen etwa einer Gemeinschaftsschule", sagte Kessler. In dieser neuen Schulform mit Hauptschulabschluss, Mittlerer Reife und Abitur nach 13 Jahren sollen Erweiterte Realschule und Gesamtschule aufgehen. Schulschließungen in größerem Stil, wie vor Jahren bei den Grundschulen, schließt Kessler derzeit aus: "Die Rasenmäher-Methode haben wir hinter uns."

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