Saar-Polizist steht unter Folter-Verdacht

Saarbrücken · Ein Beamter der Saarbrücker Polizei soll einen Festgenommenen misshandelt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Körperverletzung, Bedrohung und Freiheitsberaubung.

Ein Skandal in den eigenen Reihen erschüttert die saarländische Polizei. Ein 29-jähriger Kommissar der Inspektion in der Saarbrücker Karcherstraße soll einen polizeibekannten Rumänen im Dienst misshandelt und gefoltert haben. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken ermittelt gegen den Beamten und seinen 24 Jahre alten Kollegen, der mit ihm auf Streife war, wegen gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Bedrohung, wie ihr Sprecher Thomas Reinhardt unserer Zeitung bestätigte.

Der Kommissar soll mit einer durchgeladenen Dienstwaffe auf sein am Boden liegendes und gefesseltes Opfer gezielt haben. Der Vorgang wird in den Reihen der Polizei teilweise als "Schein-Erschießung" und "Schein-Hinrichtung" beschrieben. Zudem wird dem Kommissar vorgeworfen, dem Mann gezielt Pfefferspray ins Gesicht gesprüht und ihn in den Rücken getreten zu haben. Erste Ermittlungen, gesicherte Spuren und die Aussage des jüngeren Beamten, der den Streifenwagen fuhr, sollen nach SZ-Informationen aus Polizei- und Justizkreisen die Vorwürfe gegen den Kommissar erhärten. Der Staatsanwaltschaft liege ein entsprechender Zwischenbericht der Kriminalpolizei vor. Demnach wurden auch die Schuhe des Beamten beschlagnahmt. Sie sollen zu einem Abdruck auf der Jacke des Opfers passen. Gegen den Rumänen soll derweil ein Haftbefehl wegen Eigentumsdelikten vollstreckt worden sein.

Der Vorfall ereignete sich am 9. Februar auf einem Feld bei Brebach-Fechingen. Der Rumäne war zuvor vor einer Saarbrücker Diskothek von der Streife in Gewahrsam genommen worden.

"Ungeheuerlicher Vorfall"

Landespolizeipräsident Norbert Rupp bestätigte unserer Zeitung, dass der 29-jährige Beamte vorläufig vom Dienst suspendiert ist und disziplinarrechtliche Ermittlungen angeordnet wurden. Der Kommissar habe Dienstwaffe und Ausweis abgeben müssen. Sein Streifenkollege sei intern versetzt worden. Rupp spricht von einem "ungeheuerlichen Vorfall", der mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aufgeklärt werde. Kriminelles Verhalten in den Reihen der Polizei werde nicht geduldet. >

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