Saar-Polizeisprecher Georg Himbert „Das Drohschreiben erfolgte aus dem Darknet“

Saarbrücken · Bombendrohungen scheinen sich in den letzten Monaten in der Region zu häufen. Erst im Januar wurde deswegen das Saarbrücker Landgericht geräumt. Auch im Pfälzischen Oberlandesgericht in Zweibrücken ging ein Drohmail ein.

 Georg Himbert, Sprecher der saarländischen Polizei

Georg Himbert, Sprecher der saarländischen Polizei

Foto: LPP-Pressestelle / Falk Hasenberg/LPP-Pressestelle /Falk Hasenberg

Saar-Polizeisprecher Georg Himbert über die Ermittlungen nach der Bombendrohung in Neunkirchen.

Herr Himbert, können Sie einen Zusammenhang zwischen den Drohschreiben der vergangenen Monate und den heutigen gegen das Neunkircher Rathaus und andere Stadtverwaltungen in Deutschland feststellen?

HIMBERT Nach dem derzeitigen Stand liegen keine Erkenntnisse auf etwaige Zusammenhänge vor. Die Ermittlungen stehen jedoch noch am Anfang. In die Ermittlungen in Neunkirchen ist auch die Staatsschutzabteilung des Landespolizeipräsidiums mit eingebunden. Die Ergebnisse werden schlussendlich dem Bundeskriminalamt übermittelt, wo eine Zusammenführung der Taten und Ermittlungsergebnisse erfolgt.

Haben Sie schon Hinweise auf die oder den Täter? Oder darauf, aus welchem Umkreis die Drohung kommen könnte – etwa dem rechtsextremen oder Reichsbürger-Milieu?

HIMBERT Nein, Angaben zu Täter-Anzahl und Herkunft können wir derzeit nicht machen. Es wurden zunächst Ermittlungsverfahren eingeleitet, zum einen wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten, zum anderen wegen Bedrohung.

Ist es nicht möglich, durch die IP-Adresse den Rechner zu ermittlen, von dem aus die Droh-Mails geschrieben wurden, und damit auch den Absender zu identifizieren?

HIMBERT Nein, das Drohschreiben in Neunkirchen erfolgte durch das sogenannte Darknet, bei dem Verbindungsdaten und -wege nicht einfach nachvollzogen werden können. Insofern ist auch eine Identifizierung über eine IP-Adresse nicht möglich.

Wie sieht im Saarland der polizeiliche Ablauf nach einer solchen Bombendrohung aus?

HIMBERT Nach Eingang des Drohschreibens wird anhand verschiedener Parameter die Ernsthaftigkeit der Drohung geprüft. Gehen wir von einer Ernsthaftigkeit aus, erfolgt die Übernahme durch die Einsatzleitung der Polizei. Das Gebäude wird dann abgesperrt und geräumt. Danach wird der Ort mit Hilfe eines Spürhundes durchsucht. Wird dabei ein verdächtiger Gegenstand gefunden, alarmiert die Einsatzleitung die Entschärfer, die dann die Ermittlungen vor Ort unterstützen und gegebenenfalls Entschärfungsmaßnahmen durchführen. Es wird ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Was raten Sie Bürgern, Behörden  oder Unternehmen, wenn sie eine Bombendrohung erhalten?

HIMBERT Nach einer Drohung sollte unverzüglich Verbindung mit der Polizei aufgenommen werden. Diese gibt dann lageangepasste Sicherheitshinweise. Dazu kann auch gehören, den Gefahrenbereich zu räumen. Keinesfalls sollte man selbst beim Auffinden von verdächtigen Gegenständen tätig werden.

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