Saar-Heime mit Drill und Prügel

Saarbrücken. Im Saarland gab es in den siebziger Jahren 31 Heime mit 2064 Kindern - eine Information, die bislang weder von Landesbehörden noch über die katholische Kirche zu erhalten war. Klaus Ollinger, Mitautor eines "Weißbuches zur Lage der saarländischen Heimerziehung" (1971), hat sie an die SZ gegeben

Saarbrücken. Im Saarland gab es in den siebziger Jahren 31 Heime mit 2064 Kindern - eine Information, die bislang weder von Landesbehörden noch über die katholische Kirche zu erhalten war. Klaus Ollinger, Mitautor eines "Weißbuches zur Lage der saarländischen Heimerziehung" (1971), hat sie an die SZ gegeben. Der Psychotherapeut und Vorsitzende des Vereins "Partnerschaftliche Erziehungshilfe" meldete sich auf den gestern in der SZ veröffentlichten Fall-Bericht von Edgar Gies aus dem Hospital K1 in St. Wendel. Er selbst hat dort Anfang der 70er Jahre gearbeitet, kurz nachdem der Orden der Borromäerinnen die Institution aufgegeben hatte. Ollinger hält die von Gies geschilderten Misshandlungen nicht für systematisch. Es habe immer nur einzelne, dann aber mitunter schwer getroffen, sagte er der SZ. Die Arbeit auf dem Bauernhof hätten viele Kinder, anders als Gies, als Abwechslung und nicht als Ausbeutung empfunden. Drill und Prügel habe es damals in allen Heimen wie auch in Schulen gegeben, als sozial legitimierte Methode.Ollinger hat nach eigener Aussage alle 31 Heime bereist und dabei andere gravierende Mängel festgestellt. Die Kinder hätten unter der Kasernierung und der Trennung von den Familien gelitten, die man von ihnen fern gehalten habe.Dramatisch schildert Hans Albert Thom (Körprich) die Zustände in St. Wendel. Auch er meldete sich bei der SZ und erzählt von "bestialischen" Prügeln. Er schätzt, dass jeder dritte der Jungen - wie er selbst und seine drei Brüder - später in der Fremdenlegion landeten. ce